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Abstracts 2012

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Abstract

PLAR in VET – Anerkennung von ‚prior learning‘ in der beruflichen Bildung im Ländervergleich

Von:
Bohlinger, Sandra; Universität Osnabrück, Deutschland

Session: 3
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 09:00 - 11:00
Ort: FH Saal D
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Ziel des Beitrags ist es, existierende Ansätze und Strategien von Prior Learning Assessment and Recognition (PLAR), d.h. der Anerkennung und Validierung von Berufserfahrung und Lernergebnissen im Bereich der beruflichen Bildung (VET – Vocational Education and Training) in Kanada, Deutschland, Schweden und Norwegen kritisch-vergleichend zu analysieren und gemeinsame Handlungsansätze sowie Forschungsdesiderata herauszuarbeiten.

Trotz sehr unterschiedlicher Architekturen der Bildungssysteme und der Qualifikationswege für berufliche Bildung verfügen alle vier Länder über eine lange Tradition der Möglichkeit, prior learning für bestimmte berufliche Qualifikationen im den Bereichen Handwerk, Handel und Industrie anerkennen zu lassen. In der Praxis finden sich allerdings sehr unterschiedliche Zugangsweisen, Ansätze und Vorstellungen darüber, wie dies umgesetzt werden kann und die Möglichkeiten der Anerkennung und Validierung werden in sehr unterschiedlichem Maße genutzt. Hinzu kommt, dass PLAR meist im Kontext regionaler, sektoraler und nationaler Aspekte diskutiert wird und vor allem auf den akademischen Bereich ausgerichtet ist. International-vergleichende Studien, die noch dazu auf den nicht-tertiären, berufsbildenden Bereich fokussieren, existieren kaum. Vielmehr wird die Thematik gerade aufgrund ihrer Komplexität und ihre Beeinflussung durch arbeitsmarkt- und migrationspolitische Interessen aus der Wissenschaft eher verdrängt oder auf Begleitstudien von Projekten reduziert.

Tatsächlich wird diese Situation und insbesondere die mangelnde Transparenz, Wissenschaftlichkeit und Effektivität vieler Ansätze und Strategien von politischer und wissenschaftlicher Seite kritisiert (vgl. Bohlinger/Münchhausen 2011; Conrad 2008; Dyson/Keating 2005; Pires 2007).

Vor diesem Hintergrund geht es in dem Beitrag nicht darum, die existierenden Ansätze zu legitimieren, sondern ihre Effektivität und Wissenschaftlichkeit kritisch zu evaluieren und zu hinterfragen. Dafür werden vorrangig drei Quellentypen genutzt:

a) politische Dokumente, die von internationalen Akteuren wie z.B. der OECD (2010), der ILO (Dyson/Keating 2005) oder der Europäischen Kommission (Souto Otero et al. 2007) veröffentlicht werden,

b) nationale Statistiken,

c) nationale und regionale wissenschaftliche Studien.

Für den Vergleich selbst werden in Anlehnung an Theisen/Adams (1990) und Watson (1996) drei Untersuchungsschritte für international-vergleichende Studien genutzt: Zunächst werden die Rahmenbedingungen und historischen Entwicklungen von PLAR in den vier Ländern skizziert. Anschließend werden die nationalen Ansätze und Strategien unter mehreren Aspekten vergleichend evaluiert (Rechtsgrundlagen, Zuständigkeiten, Kosten, Anzahl der (erfolgreichen) Anträge, Qualifikationen der Assessoren, Qualifikationen bzw. Kenntnisse der Antragsteller, Bewertungskriterien und -verfahren). In einem letzten Schritt werden aus den Erkenntnissen gemeinsame Fragestellungen und Herausforderungen für alle vier Länder abgeleitet und zentrale Eckpunkte für einen Forschungsrahmen für PLAR in internationalen Vergleichsstudien entwickelt.

Als zentrale Ergebnisse zeichnet sich ab, dass

a) die Probleme und Herausforderungen trotz nationaler systembedingter und historisch bedingter Unterschiede sehr ähnlich sind und sich im Kern um die Frage der konkreten Bewertungsverfahren und -kriterien drehen,

b) Die Datenlage in allen Ländern als unzureichend einzustufen ist und es insbesondere an systematischen Evaluationen mangelt (v.a. zur Situation und zum Verbleib der Teilnehmenden),

c) Schwachstellen bisheriger Evaluationen und Untersuchungen v.a. in der Frage nach den konkreten Vorgehensweisen der Assessoren und der Perspektive sowie dem Verbleib der Teilnehmenden liegen.

Für die (Weiter-)Entwicklung existierender Ansätze und Strategien ist es notwendigl, einen systematischen Forschungsrahmen für die vergleichende Untersuchung der Effektivität von PLAR zu entwickeln. Ein solcher Forschungsrahmen wird in einem letzten Schritt des Beitrags vorgestellt.

Literatur

Bohlinger, S.; Münchhausen, G. (2011): Validierung von Lernergebnissen - Recognition and Validation of Prior Learning. Bielefeld.

Conrad, D. (2008): Revisiting the Recognition of Prior Learning (RPL). In: Canadian Journal of University Continuing Education, Vol. 34, No. 2, pp. 89–110.

Dyson, C.; Keating, J. (2005): Recognition of prior learning. ILO working paper No. 21. Geneva.

OECD (2010): Recognising non-formal and informal learning. Paris.

Pires, A.L.O. (2007): Recognition and validation of experimental learning. In: Sísifo. Educational Sciences Journal, No. 2, pp. 5–20.

Souto Otero, M.; Hawley, J.; Nevala, A.-M. (2007): European Inventory on Validation of Informal and Non-formal Learning. 2007 Update.

Theisen, G.; Adams, D. (1990): International Comparative Education. Oxford.

Watson, K. (1996): Comparative education. In: Gordon, P. (ed.): A guide to educational research. London.

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