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Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Neue Anforderungen in der Journalismus-Ausbildung aus Sicht von Studierenden - Ergebnisse des Nachwuchskompasses 2011

Von:
Gonser, Nicole; FHWien, Österreich
Troxler, Regula; FHWien, Österreich

Session: Postersession
Zeit: Unbekannt
Ort: MAW - Großer Saal & MAW - Mittlerer Saal
Typ: Poster



Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten von heute ergreifen keinen leichten Beruf. Einerseits ist die aktuelle ökonomische Situation im Medienbereich weiterhin angespannt (vgl. Beck et al. 2010; ZAW 2010). Medienunternehmen sparen, so dass Neueinsteigerinnen und -einsteiger teils unter prekären Bedingungen starten: Ihre Beschäftigungsverhältnisse bei hohem Stressfaktor und immenser Arbeitsbelastung sind unsicher wie schlecht bezahlt (vgl. Weischenberg et al. 2006: 59ff.). Andererseits sind die gestellten Anforderungen, etwa auch an die Ausbildung, hoch (vgl. Mast 2004: 116ff.). Denn heutige Journalistinnen und Journalisten sollen oftmals alles in einer Person vereinigen: recherchieren, schreiben, bebildern und alle Produkte auf allen Medienkanälen parallel aufbereiten. Gerade die sogenannten neuen Medien stellen besondere Herausforderungen, halten aber auch Chancen bereit.

Online-Befragung des Journalismus-Nachwuchses
Im vorliegenden Vorhaben geht es um den journalistischen Nachwuchs in Österreich, der sich in der akademischen Ausbildung befindet und für den bisher keine Erkenntnisse über sein Berufsbild vorliegen. Dieses ist aber gerade aus Sicht der Ausbildungsstätte relevant, um zu erfassen, in welche Richtung der Nachwuchs strebt, und um gegebenenfalls im Rahmen der Ausbildung spezifischere Qualifizierungsangebote aufzunehmen.
Die als Online-Befragung konzipierte Untersuchung Nachwuchskompass 2011 richtete sich dabei an Bachelor- und Masterstudierende aller Semester der Studienrichtung Journalismus einer österreichischen Hochschule. Eine Vergleichsstudie wurde zudem an einer deutschen Fachhochschule durchgeführt. Insgesamt gelangten 154 beantwortete Fragebögen in die Auswertung.
Zentrale Fragestellungen der Studie umfassen die Vorstellungen über das künftige Arbeitsfeld und das Berufsbild. Erstere werden durch die beruflichen Absichten gegenüber Arbeitsfeldern abgefragt. Hier können Ausbildungsstätten Erkenntnisse darüber gewinnen, ob beispielsweise relevante Mediengattungen (Print, Rundfunk, Online) im Lehrplan entsprechend vertreten sind. Auch kann in der Ausbildung eine eventuelle Diskrepanz zwischen Nachfrage der Medienunternehmen und Vorstellungen des Nachwuchses angesprochen werden.
Das Berufsbild lässt sich durch das Berufsselbstverständnis charakterisieren. Hierzu werden Aussagen wie „In meinem künftigen Beruf ist es mir wichtig, Missstände aufzudecken/viel zu verdienen/etwas zu verändern.“ über fünfstufige Zustimmungsskalen abgefragt. Dadurch zeigen sich normative Positionen der Studierenden, die es insbesondere bei der Ausbildung von ethisch verantwortlich handelnden Journalistinnen und Journalisten aufzugreifen gilt.
Zudem werden auch Haltungen gegenüber Medien generell (hier Items wie „Nur wer Medien nutzt, weiß Bescheid.“, „Die Medien bestimmen die Themen, über die geredet wird.“ etc. auf einer fünfstufigen Zustimmungsskala) sowie allgemeine Wertvorstellungen („Mir ist es wichtig, ein gutes Familienleben zu führen/das zu tun, was andere auch tun/eigene Bedürfnisse durchzusetzen.“ etc.) erhoben. Dies und Fragen zu Vorerfahrung, Mediennutzung (klassische sowie neue Medien) und Soziodemografie decken Aspekte ab, über die die Befragten differenziert betrachtet werden. Über solche Gruppenvergleiche bzw. auch im Vergleich der Studierenden des Vollzeit-Bachelorstudiengangs und des berufsbegleitenden Masterstudiengangs ist zu prüfen, ob, welche und wie beschaffene Unterschiede vorliegen.

Neue Vergleichsmöglichkeiten
Zur weiteren Einordnung werden die erhobenen Daten mit einzelnen Befunden einer früheren Studierendenbefragung aus 2005/2006 verglichen (z. B. Kaltenbrunner 2007, Kaltenbrunner et al. 2008). So ist bei den Studienanfängerinnen und -anfängern von damals zu heute zu untersuchen, ob und inwiefern Veränderungen in den Ansichten vorliegen, insbesondere vor dem Hintergrund der weiterhin gewachsenen Bedeutung neuer Medien für den Journalismus. Außerdem ist geplant, die Befragung ab jetzt jährlich durchzuführen, um die Studierenden-Jahrgänge im Längsschnitt vergleichen zu können. Der Nachwuchskompass soll somit aufzeigen, wie sich die Entwicklungen im Mediensektor auf das Berufsbild – und damit auch die Berufsbildung – auswirken.

Literatur
Beck, K.; Reineck, D. & Schubert, C. (2010). Journalistische Qualität in der Wirtschaftskrise. Berlin: o.V.
Kaltenbrunner, A. (2007). Das Bild des Journalisten. Wie Funk und Fernsehen Klischees prägen und wie es wirklich ist. In R. Christl & S. Rudorfer (Hrsg.), Wie werde ich Journalist/in? Wege in den Traumberuf (S. 73-84). Wien: LIT Verlag.
Kaltenbrunner, A.; Karmasin, M.; Kraus, D. & Zimmermann, A. (2008). Der Journalisten-Report II. Wien: facultas.
Mast, C. (Hrsg.) (2004). Journalismus als Beruf. In C. Mast (Hrsg.), ABC des Journalismus. Ein Handbuch (S. 103-132). Konstanz: UVK.
Weischenberg, S. Malik, M. & Scholl, A. (2006). Die Souffleure der Mediengesellschaft. Konstanz: UVK.
ZAW (2010). Medien mit Umsatzplus von 2,1 Prozent in 2010. Abrufbar unter http://www.zaw.de/index.php?menuid=119 [27.07.2011].


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