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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Entwickeln statt ersetzten - zur Etablierung der betrieblichen Bildung in Ländern mit defizitären beruflichen Bildungssystemen

Von:
Saniter, Andreas; Universität Bremen/Institut Technik und Bildung (ITB), Deutschland
Bremer, Rainer; Uni Bremen/ITB, Deutschland
Tütlys, Vidmantas; Vytauto Didžiojo universitetas LT, Litauen

Session: 1
Zeit: Donnerstag, 05.07.2012, 14:00 - 16:00
Ort: FH Saal B
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Die Relevanz des Lernortes Betrieb sowohl für den wirtschaftlichen Erfolg als auch die persönliche Entwicklung des Lernenden ist in den letzten Jahren wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Das CEDEFOP titelt in einer aktuellen Publikation gar: „Lernen bei der Arbeit. Erfolgsgeschichten aus dem betrieblichen Lernen in Europa“ (CEDEFOP 2011) Aus zentraleuropäischer Perspektive assoziiert man beim „betrieblichen Lernen“ instinktiv das duale System, welches, bei allen Schwächen im Detail, zweifelsohne als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden kann. Doch wie stellt sich die Lage in Ländern dar, die keine Tradition in wie auch immer gearteter betrieblicher Bildung haben? Der direkte Export von Berufsbildungssystemen schlägt zumeist (trotz bester Absichten aller Beteiligten) fehl. So konstatierte Lauterbach basierend auf langjähriger Erfahrung im Internationalen Fachkräfteaustausch bereits 2003: „Wenn man danach sucht, wo das duale System in anderen Ländern „übernommen“ wurde, dann stellt man schnell fest, dass dieser Export bisher wenig erfolgreich war“ (Lauterbach 2003) – vergleichbare Erfahrungen liegen auch für Exportversuche anderer Systeme vor. Ansätze zur Erhöhung der Relevanz und der Wertschätzung des Lernortes Betrieb sollten folglich nicht auf die Ersetzung bestehender Traditionen, sondern auf deren Weiterentwicklung zielen. Eines der Länder, in denen eine effektive Nutzung der Potentiale des Lernortes Betrieb noch nicht stattfindet, ist Litauen, die dortigen Kollegen konstatieren u.a.:
• Es mangelt an Wissen um und Erfahrung in der Organisation betrieblicher Bildung.
• Es mangelt an Wissen über geeignete Lehrmethoden und an geeigneten Ausbildern.
• Es existieren keine klaren juristischen Regelungen bezüglich der Rechte und Verantwortlichkeiten der Angestellten, der Ausbildungsanbieter, der Auszubildenden, des Staates, der lokalen Behörden und anderer Personen bzw. Institutionen in Hinblick auf die Einführung, die Durchführung und die Finanzierung der betrieblichen Bildung;
So lässt sich als zentrale Frage unseres Leonardo-da-Vinci Projektes DEVAPPRENT festhalten: Wie könnte ein systemischer Ansatz zur Weiterentwicklung des Lernens im Betrieb in Litauen aussehen?
Wir setzen bei den Erfahrungen und Entwicklungen der betrieblichen Bildung anderer Länder an, in denen wir durch Interviews, Literaturrecherche und Expertenworkshops konkrete Vorschläge unter Berücksichtigung der litauischen Bedingungen entwickeln. Als Referenzländer wurden solche gewählt, die sich in ihren beruflichen Bildungssystemen größtmöglich unterscheiden:
• DE: Deutschland mit dem dualen Prinzip
• UK: Company-based-training im fragmentierten System Großbritanniens
• NL: Das marktorientierte, aber durch starke Sozialpartner regulierte System der Niederlande
• FR: Der betriebliche Lernort im schulisch geprägten System des zentralistischen Frankreichs
Das Projekt setzt aber nicht nur auf eine unidirektionale Ausrichtung ausschließlich auf die Entwicklung in Litauen, die vergleichende Analyse der 5 Systeme ergab auch Ansätze für die Herausforderungen, vor denen auch etablierte berufliche Bildungssysteme, gerade im Kontext EU-weiter Initiativen wie der „Lernergebnisorientierung“ stehen, so z.B.:
• Image der beruflichen Bildung.
• Interne Flexibilität holistischer Qualifikationen oder modulare Gestaltung?
• Möglichkeiten und Grenzen der Durchlässigkeit zwischen Bildungsteilsystemen.
• Finanzierung der beruflichen Bildung.
Zum Vortrag kommen keine allgemeinen systemischen Vergleiche, sondern konkrete systemunabhängige Ansätze, die Potentiale des Lernortes Betrieb optimal zu nutzen (z.B. Verbundausbildung, Schulungsmaterialien für die begleitenden Facharbeiter, Finanzierung).
Literatur und Hintergrundinformationen:
CEDEFOP (2011) Lernen bei der Arbeit. Erfolgsgeschichten aus dem betrieblichen Lernen in Europa. CEDEFOP Reference Series; 88.
Lauterbach (2003) Exportschlager Duale Ausbildung? Erfahrungen aus dem Internationalen Fachkräfteaustausch (IFKA) der Carl Duisberg Gesellschaft und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, http://www.gc21.de/ibt/opengc21/ibt/public/IFKA/htm/download/Lauterbach.pdf
Projekthomepage: http://www.devapprent.eu/en

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