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Abstracts 2012

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Abstract

Monetäre Weiterbildungserträge in Europa. Empirische Analysen auf Basis des Adult Education Survey

Von:
Vogtenhuber, Stefan; Institut für Höhere Studien, Österreich

Session: 1
Zeit: Donnerstag, 05.07.2012, 14:00 - 16:00
Ort: FH Saal D
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Das Paper prasentiert eine vergleichende Untersuchung monetärer Weiterbildungserträge in 15 EU-Staaten. Im Gegensatz zu den Befunden über die Erträge aus formaler Bildung liegen kaum international vergleichende Befunde über Weiterbildungserträge vor. Die meisten vergleichenden europäischen Studien beziehen sich auf Daten des ECHP (European Community Household Panel; z.B. Bassanini et al. 2005, OECD 2004). Schätzungen für Deutschland und Großbritannien, für die keine ECHP-Daten vorliegen basieren auf dem Sozio-ökonomischen bzw. Mikrozensus-Panel (Wolter & Schiener 2009, Jürges & Schneider 2004, Büchel & Pannenberg 2004) sowie dem British Household Panel Survey bzw. der National Child Development Study (OECD 2004, Jenkins et al. 2003). Diese Studien ergeben auch aufgrund von Datenproblemen große Unterschiede zwischen den Ländern. Mit dem Adult Education Survey (AES) stehen nun repräsentative Daten aus einer eigenen Erhebung zur Verfügung, die aufgrund des speziell für Weiterbildung entwickelten Erhebungsinstrumentes besser vergleichbare Schätzungen der Weiterbildungseffekte ermöglichen.

Grundsätzlich ist die Schätzung von Weiterbildungseffekten mit erheblichen methodischen Schwierigkeiten verbunden, weil zwischen weiterbildungsaktiven und -inaktiven Personen grundsätzliche Differenzen in Bezug auf verschiedene persönliche Merkmale bestehen, etwa hinsichtlich allgemeiner Fähigkeiten, Ambitionen, etc. Diese Unterschiede spiegeln sich unabhängig von einer Weiterbildungsbeteiligung im Einkommen wider. Ohne eine adäquate Kontrolle dieser Gruppenunterschiede ist der geschätzte Weiterbildungseffekt mit dem Gruppenunterschied vermischt (Selektionsbias) und einfache Regressions-Schätzungen führen in der Regel zu einer Überschätzung der Weiterbildungserträge. Die genannten vergleichenden Studien versuchen das Problem durch die Kontrolle individueller Effekte (fixed-effects) auf Basis von Paneldaten zu lösen. Jedoch sind auch Fixed-effects-Schätzungen mit Problemen konfrontiert, die tendenziell zu einer Unterschätzung der Erträge führen, etwa wegen einer Überkorrektur durch die individuellen fixen Effekte, unterschiedlich steile Lohnprofile, kurze Zeitreihen, kleine Stichprobengrößen und „Panelsterblichkeit“.

Die umfassenenden Informationen des AES, insbesondere jene über die berufliche Situation im Jahr vor der Teilnahme und über die spezifische Form der Weiterbildung, werden zunächst genutzt um potentielle Selektionsunterschiede zwischen Weiterbildungsaktiven und -inaktiven im Regressionsmodell zu kontrollieren. Darüber hinaus werden Matching-Techniken angewandt, die den Selektionsbias korrigieren sollen (Rosenbaum & Rubin, 1983). Ziel ist die Beseitigung von Selektionsbias, sodass nur noch die Unterschiede, die ausschließlich auf die Weiterbildungsteilnahme zurückzuführen sind, übrig bleiben. Nachdem der Erfolg dieser Methoden von der Verfügbarkeit selektionsrelevanter Variablen abhängt, werden weiters Sensitivitätsanalysen durchgeführt (Rosenbaum 2002). Mithilfe von Sensitivitätsanalysen kann eingeschätzt werden, welche Auswirkungen unbeobachtete Variablen auf die kausalen Schätzungen des Weiterbildungseffektes haben. Beispielsweise wird dazu angenommen, dass alle Weiterbildungsaktiven über eine wesentlich höhere Motivation verfügen als Weiterbildungsinaktive. Wenn sich die Schätzung der Erträge trotz eines potenziell großen Gruppenunterschiedes in diesem hypothetischen, nicht beobachten Merkmal nicht wesentlich verändert, deutet das auf robuste Ergebnisse hin.

Die Weiterbildungserträge werden nicht nur für Frauen und Männer separat geschätzt, sondern es wird vor allem auch untersucht, ob die Höhe der Erträge von bestimmten Personenmerkmalen, wie etwa dem formalen Bildungsgrad und dem Alter, abhängt. Es wird also geprüft, ob die Weiterbildungserträge für alle Personengruppen konstant sind, oder ob einzelne Personengruppen höhere oder niedrigere Erträge aus einer beruflichen Weiterbildung erwarten können. Schließlich werden die länderspezifischen Weiterbildungserträge deskriptiv mit relevanten Länderfaktoren in Zusammenhang gebracht.

Referenzen:

Bassanini, A., A. Booth, G. Brunello, M De Paola & E. Leuven (2005), Workplace Training in Europe. IZA Discussion.

Büchel, F. & M. Pannenberg (2004), Berufliche Weiterbildung in West- und Ostdeutschland. Teilnehmer, Struktur und individueller Ertrag.

Jenkins, A., A. Vignoles, A. Wolf & F. Galindo-Rueda (2003), The determinants and labour market effects of lifelong learning, Applied Economics, 35:16, 1711-1721.

OECD (2004), OECD Employment Outlook, Paris.

Rosenbaum, P. R. (2002). Observational Studies (2nd Ed.). New York: Springer-Verlag.

Rosenbaum, P. R. & D. B. Rubin (1983), The central role of the propensity score in observational studies for causal effects. Biometrika, 70 (1), 41-55.

Wolter, F. & J. Schiener (2009), Einkommenseffekte beruflicher Weiterbildung. KZFSS 61: 90-117.

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