Skip to main content

BMBWF BMAW AMSInnsbruck Logo Land Tirol    ÖFEB

BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

pdfBook of Abstracts 2012

 

Abstract

(Dis-)kontinuierliche Schul- und Ausbildungskarrieren von Lehrabsolventen in der Schweiz

Von:
Kost, Jakob; Departement Erziehungswissenschaften, Universität Fribourg, Schweiz

Session: 4
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 14:30 - 16:30
Ort: MAW - Seminarraum
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Der vorliegende Beitrag untersucht auf Basis des Schweizer Jugendlängsschnitts TREE (Transition von der Erstausbildung ins Erwerbsleben, 2000-2007) die Stabilität der Schul- und Ausbildungskarrieren von Jugendlichen die erfolgreich einen Lehrabschluss in unterschiedlichen Branchen erreicht haben. Ziel ist es, (dis-)kontinuierliche Formen des Ausbildungsverlaufs zu beschreiben und in einem zweiten Schritt diese mit ausgewählten Variablen vorherzusagen.
In den letzten Jahren wurden vielfältige Analysen von Ausbildungsverläufen und Übergängen in der Sekundarstufe vorgelegt (Für die Schweiz z.B.: Bergmann et al., 2011; Für Deutschland z.B. Köck & Stein, 2010; Für Österreich: z.B. Dornmayr & Wieser, 2010). Diese Analysen zeigen, dass Schul- und Ausbildungserfolg in deutschsprachigen Ländern stark vom sozioökonomischen Hintergrund der Familie abhängt. Die Bildungspolitik reagiert darauf oft mit der Forderung, die (Aus-)Bildungssysteme durchlässiger zu gestalten. Wer tatsächlich „durchlässige“ Laufbahnen aufweist, ist bisher aber kaum systematisch untersucht. Interessant ist dabei, dass diskontinuierliche Laufbahnen bisher meist als Risikoindikator für problematische Entwicklungen verstanden wurden. Unter welchen Bedingungen solche Laufbahnen aber unproblematisch sein könnten, ist weitgehend unerforscht.
Mit diesem Beitrag sollen erste Hinweise zur Klärung dieser Fragen gefunden werden. Mit Hilfe des genannten Datensatzes werden zwei Kernfragen geklärt: Welche Muster von Karriereverläufen lassen sich bei jungen Erwachsenen, die erfolgreich eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, finden? Zudem wird in einem zweiten Schritt analysiert, mit welchen Faktoren auf Persönlichkeits-, Familien- und Kontextebene, diese Verläufe vorhergesagt werden können. Die erste Frage wird mit Hilfe von Clusteranalysen beantwortet die zweite mit einem multinominalen Regressionsmodell.
Theoretisch gründet der Beitrag auf zwei Pfeilern: 1) Machen sozialisationstheoretische Überlegungen deutlich, dass potentielle Einflussfaktoren neben der institutionellen auch auf der familiären Ebene und bei Persönlichkeitsmerkmalen zu suchen sind. 2) Zeigt die bildungssoziologische Forschung eindrücklich, wie hoch der Einfluss von sozioökonomischer Lage, Geschlecht und Migrationshintergrund bei Laufbahnentscheiden ist.
Für den Einstieg in eine zertifizierende SekII-Ausbildung zeigen bisherige Forschungen, dass sowohl der besuchte SekI-Schultyp und die damit zusammenhängenden Leistungen, wie auch das Geschlecht, der Sozialstatus und der Migrationshintergrund relevante Prädiktoren darstellen (Hupka et al., 2011). Diese scheinen auch bei Ausbildungsabbrüchen oder Lehrvertragsauflösungen (Bessey & Backes-Gellner, 2007; Neuenschwander, 1999; Schmid & Stalder, 2008) bedeutsam zu sein.
Die Daten wurden zwischen 2001 und 2007 in jährlichen Erhebungswellen sowohl mit standardisierten Fragebögen als auch mit CATIs als Follow-up der PISA 2000 Stichprobe erhoben. In diesem Zeitraum haben 2233 Jugendliche eine Berufslehre mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) als Erst- oder Zweitabschluss auf SekII-Niveau abgeschlossen. Die AbsolventInnen besuchten zuletzt auf der SekI-Stufe unterschiedliche Schultypen: 20.6% eine Prägymnasiale Stufe, 41.3% eine Sekundarstufe mit erweiterten Anforderungen, 32.1% eine Sekundarstufe mit grundlegenden Anforderungen und 6% keinen regulären Schultyp (z.B. Sonderschule). Bereits diese bescheidenen Informationen geben Hinweise darauf, dass es sich bei den AbsolventInnen um eine äusserst heterogene Gruppe handelt.

Literatur
Bergmann, M.M., Hupka-Brunner, S., Keller, A., Meyer, M. & Stalder, B.E. (Hrsg.)(2011). Transitionen im Jugendalter. Ergebnisse der Schweizer Längsschnittstudie TREE. Zürich: Seismo.
Bessey, D. & Backes-Gellner, U. (2007). Premature apprenticeships terminations: an economic analysis. Universität Zürich: Institut für Strategie und Unternehmensökonomie.
Dornmayr, H. & Wieser R. (2010). Bericht zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich 2008 – 2009. Wien: öibf & iwb.
Hupka-Brunner, S., Gaupp, N., Geier, B., Lex, T. & Stalder, B.E. (2011). Chancen bildungsbenachteiligter Jugendlicher: Bildungsverläufe in der Schweiz und in Deutschland. In Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation 31(1), 62–78.
Köck, M. & Stein, M. (Hrsg.) (2010). Übergänge von der Schule in Ausbildung, Studium und Beruf. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Neuenschwander, M.P. (1999). Lehrvertragsauflösungen im Kanton Zürich III. Zürich: Verlag impulse & Sauerländer.
Schmid, E. & Stalder, B.E. (2008). Lehrvertragsauflösung: Chancen und Risiken für den weiteren Ausbildungsweg. Bern: Bildungsplanung und Evaluation – Bildungsdirektion des Kantons Bern.

Weitere Abstracts