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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Ausbildendes Personal im Betrieb: Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedenen Unternehmenstypen

Von:
Bahl, Anke; Bundesinstitut für Berufsbildung, Deutschland

Session: 4
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 14:30 - 16:30
Ort: FH Saal A
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Im Kommuniqué von Brügge, das die Schwerpunkte der europäischen Zusammenarbeit bis 2020 niederlegt, wird die Bedeutung des Bildungspersonals für die Qualität und Attraktivität beruflicher Bildung erneut betont (Bahl/Grollmann 2011). Für die Kompetenzentwicklung des betrieblichen Nachwuchses in der dualen Ausbildung kommt dem ausbildenden Personal in den Betrieben – von der ausbildenden Fachkraft bis zum verantwortlichen Ausbilder – eine Schlüsselfunktion zu. Zugleich ist dessen Lage und Stellung in den Unternehmen sowohl auf europäischer (Tutschner/Kirpal 2008) als auf nationalstaatlicher Ebene in den Ländern mit dualem System (Deutschland, Österreich, Schweiz) bislang nur unzureichend erforscht und sein Beitrag zum Unternehmenserfolg in der Regel von Unsichtbarkeit geprägt. Aus früheren Erwerbstätigenbefragungen (Bausch 1997) in Deutschland ist bekannt, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Ausbilder/-innen (ca. 6 %) dieser Tätigkeit hauptberuflich nachgeht. Charakteristisch für die Ausbildertätigkeit ist, dass es sich um eine Funktion handelt, die im Betrieb auf vielen Schultern verteilt ist. Um diese heterogene und breite Personengruppe gezielt unterstützen zu können, sind fundierte Kenntnisse über die infrastrukturelle Verankerung der Ausbildungsdienstleistungen in den Unternehmen erforderlich.

Um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche betrieblichen Merkmale und Kontextbedingungen für die verschiedenen Ausbilderpositionen jeweils von maßgeblicher Bedeutung sind, wurde ein umfassender Fallstudienansatz gewählt. Die Datenbasis bilden 125 Interviews mit Vertretern verschiedener Akteursgruppen (Personal- und Ausbildungsleitung, haupt- und nebenberufliche Ausbilder/-innen, Vorgesetzte, Mitarbeitervertretung, Auszubildende) aus 14 Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branche (mehrere Handwerksbereiche; Bau; Industrie (Chemie, Metall, Elektro); Dienstleistung (Versicherung, IT, HoGa)).

Zum bisherigen Stand der Arbeiten lassen sich folgende Hypothesen formulieren:

Die Arbeits- und Entwicklungsbedingungen des betrieblichen Ausbildungspersonals unterscheiden sich maßgeblich nach
Größe des Unternehmens (Konzern, Mittelständler, KMU),
Ausbildungstyp (kaufmännisch-verwaltend oder gewerblich-technisch),
den ökonomischen Rahmenbedingungen bei der Facharbeit (z.B. Ausmaß von Zeitdruck und Spezifik des Entlohnungssystems),
dem Maß der Arbeitsteilung zwischen inner- und über-/ außerbetrieblichen Lernorten.

Die betrieblichen Organisationsstrukturen und die Arbeitsorganisation sind maßgeblich für die Handlungsspielräume und das Zusammenspiel der mit Ausbildung betrauten Personen.

Für das Selbstverständnis der Ausbilder/-innen ist die eigene berufliche Herkunft und Branchenkultur maßgeblich und weniger die aktuelle Unternehmenskultur.

Die Handlungsspielräume des Ausbildungspersonals sind – im Rahmen ihrer jeweiligen betrieblichen Strukturen – maßgeblich von der Motivation der einzelnen Ausbilder/-innen bestimmt und weniger von der formalen pädagogischen Qualifikation.

Im Beitrag werden die für die Ausbildersituation in Deutschland als zentral unterschiedlich identifizierten Unternehmenstypen vorgestellt und in Relation zu den berufs- und branchenkulturellen Einflüssen auf das Selbstverständnis der Ausbilder/-innen gesetzt. Zu diskutieren wäre, inwiefern die entwickelten Hypothesen auch auf die Situation der betrieblichen Ausbilder/-innen in der Schweiz und in Österreich übertragbar sind.

Literatur

Bahl, Anke: Ausbildendes Personal in der betrieblichen Bildung: Empirische Befunde und strukturelle Fragen zur Kompetenzentwicklung. In: Ulmer, Philipp; Weiß, Reinhold; Zöller, Arnulf (Hrsg.): Berufliches Bildungspersonal - Forschungsfragen und Qualifizierungskonzepte. Berichte zur beruflichen Bildung AG BFN 11. Bielefeld: Bertelsmann 2012, S. 23-45.
Bahl, Anke; Grollmann, Philipp (Hrsg.): Professionalisierung des Berufsbildungspersonals in Europa – Was kann Deutschland lernen? Bielefeld: Bertelsmann 2011.
Bausch, Thomas: Die Ausbilder im dualen System der Berufsbildung. Eine Strukturanalyse des betrieblichen Ausbildungspersonals. Ergebnisse aus der BIBB/IAB-Erhebung 1991/92. Bielefeld: 1997.
Brater, Michael; Wagner, Jost: Qualifikationsbedarf des betrieblichen Bildungspersonals. Ergebnisse einer qualitativen Studie. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 37 (2008), H.6, S. 5-9.
Pätzold, Günter; Drees, Gerhard; Thiele, Heino: Kooperation in der Beruflichen Bildung. Zur Zusammenarbeit von Ausbildern und Berufsschullehrern im Metall- und Elektrobereich. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren 1998 (Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung 14).
Kirpal, Simone; Tutschner, Roland (Hrsg.): EUROTRAINER. Making lifelong learning possible. A study of the situation and qualification of trainers in Europe. Final Report (January 2008). Vol. 1. – URL: http://ec.europa.eu/education/more-information/doc/eurotrainer1_en.pdf; Vol. 2: Country reports. – URL: http://ec.europa.eu/education/more-information/doc/eurotrainer2_en.pdf
Weiß, Silvia: LehrlingsausbilderInnen zwischen Mindestausbildungsanforderungen und Professionalisierung. Ein weiter Weg. In: Magazin erwachsenenbildung.at. Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs 12 (2011), Wien.

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