Skip to main content

BMBWF BMAW AMSInnsbruck Logo Land Tirol    ÖFEB

BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

pdfBook of Abstracts 2012

 

Forum 3.2

Qualitätsentwicklung und -sicherung in der dualen Berufsausbildung

Von:
Gramlinger, Franz; ARQA-VET, Österreich
Jonach, Michaela; ARQA-VET, Österreich
Schlögl, Peter; Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung, Österreich
Wieser, Regine; Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung, Österreich
Schröder, Frank; k.o.s GmbH Berlin, Deutschland
Weber, Christel; k.o.s GmbH Berlin, Deutschland
Büchter, Karin; Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, Deutschland
Hahn, Carmen; Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, Deutschland

Session: 3
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 09:00 - 11:00
Ort: MAW - Mittlerer Saal
Typ: Forum
Downloads: Präsentation als PDF (1), Präsentation als PDF (2), Präsentation als PDF (3), Präsentation als PDF (4)



Die öffentliche Qualitätsdiskussion im Zusammenhang mit Ausbildungsprozessen im dualen System ist stark von interessenpolitischen Perspektiven geprägt oder nimmt oftmals vorrangig die Steuerungsperspektive auf Systemebene ins Blickfeld. Die Forschung und wissenschaftliche Entwicklungsarbeit zu diesem Bereich erfährt jedoch in den letzten Jahren eine erfreuliche Verdichtung und Differenzierung.
Das vorgeschlagene thematische Forum möchte einen spezifischen, eminent wichtigen, aber im öffentlichen Diskurs bisher wenig verhandelten Aspekt aufgreifen. Nämlich die Perspektiven der Lernenden sowie der Lehrenden (Ausbildungsverantwortliche, InstruktorInnen etc.) und zwar hinsichtlich von Indikatoren für gelungene berufliche und berufsschulische Lernprozesse oder -etappen.
Ziel ist es dabei nicht zu diskutieren, welche Rolle bestimmte Merkmale von Ausbildungsarrangements zur Entwicklung von Fachkompetenz spielen bzw. welche kognitionspsychologischen Erkenntnisse bezüglich der Anleitung bzw. Unterweisung hin zum Lösen komplexer beruflicher Aufgaben berücksichtigt werden müssen. Dazu sagt die Forschung der letzten Jahre doch einiges Gehaltvolles aus. Auch die strukturellen Zusammenhänge zwischen Merkmalen der Input- und Prozessqualität oder vergleichbaren Betrachtungsebenen soll nicht detailhaft diskutiert werden.
Von Interesse für die TeilnehmerInnen des Forums sind die Gelingensfaktoren für die Integration dieser Erkenntnisse in betriebliche und berufsschulische Ausbildungsprozesse hinsichtlich eines wirkmächtigen Aufgreifens solch objektiver Befunde in die Konzeption, Gestaltung und Evaluierung dieser Ausbildungsprozesse. Und zwar jeweils aus Sicht der Ausbildungsverantwortlichen, Lehrenden und auch der Lernenden selbst.
Die Idee des Forums ist es im Sinne eines Werkstattgespräches aktuelle Entwicklungsherausforderungen und Diskussionspunkte mit Kolleginnen und Kollegen, die verwandte Themenfelder zumeist in Kooperation mit Ausbildungsbetrieben umsetzen und bearbeiten, zu diskutieren. Hierzu wurden in einschlägigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten erfahrene ExpertInnen aus Deutschland und Österreich, die auch aktuell an entsprechenden Konzepten und Vorhaben arbeiten, zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen.

Moderation: Peter Schlögl
Die geplanten Beiträge im Einzelnen:

Peter SCHLÖGL/ Regine WIESER (öibf): Die Perspektive der Lernenden als wichtige Anspruchsgruppe im Qualitätsdiskurs
Die systematische Einbindung der Sicht der Lernenden auf berufliche Ausbildungsprozesse insgesamt sowie auf den konkreten, persönlichen Kompetenzentwicklungsprozess stellt in zweifacher Hinsicht eine Herausforderung dar. Zunächst wegen der sicherlich noch entwicklungsfähigen Sensibilität für den Nutzen und Beitrag zur Qualitätsentwicklung, aber auch methodisch ist es eine erhebliche Herausforderung. Einerseits weil die persönliche Betroffenheit und die Grade der Zufriedenheit zwar unbestritten einen wesentlichen Teil der Perspektive der Lernenden darstellen, aber letztlich doch nicht alle Aspekte abbilden, die für gelingende berufliche Lernprozesse von Bedeutung sind. So wird die über die Ausbildungszeit anwachsende Eigenverantwortung für die eigene berufliche Kompetenzentwicklung und -reflexion sowie die motivationale Dimension thematisiert werden, aber gleichzeitig auch eine Lücke an methodischen Zugängen und Instrumenten hierzu zu konstatieren sein.
Im Forum sollen Befunde und Materialen referiert und diskutiert werden, die im Rahmen von europäischen Kooperationen mit Betrieben, Qualitätsagenturen sowie Forschungseinrichtungen gesammelt wurden und alle die Lernenden als wesentliche Anspruchsgruppe im Qualitätsdiskurs beruflicher Bildung in den Fokus genommen haben.

Franz GRAMLINGER/ Michaela JONACH (ARQA-VET):
Die österreichischen Berufsschulen als Teil der QualitätsInitiative BerufsBildung (QIBB)

QIBB wurde seit 2005 stufenweise im österreichischen berufsbildenden Schulwesen implementiert, wobei die Berufsschulen wegen der Zuständigkeit der Länder eine besondere Stellung einnehmen. Es kann festgestellt werden, dass trotz der zu den Bundesschulen unterschiedlichen Voraussetzungen das als „Dach“ angebotene Qualitätsmanagementsystem mehr und mehr zum Einsatz kommt. Verbunden damit ist u.a. eine schrittweise Professionalisierung jener Akteure, die für das QM zuständig sind.
Die konkrete Fragestellung für das Forum lautet, ob und wie sich der Einsatz eines QM-Systems im schulischen Teil der dualen Ausbildung auf die Qualität der Lehrlingsausbildung insgesamt und auf die Qualitätsdiskussion im betrieblichen Teil der Ausbildung im speziellen auswirkt bzw. auswirken kann (und vice versa). QM-Systeme erhöhen die Transparenz - sollte das nicht auch die Kommunikation zwischen den beiden Lernorten und das gegenseitige Verständnis verbessern? Ist es möglich, dass an den zwei Lernorten zwei unterschiedliche QM-Systeme eingesetzt werden ohne dass dabei Synergien auftauchen? Bedeutet eine Verständigung über Qualität nicht auch notwendigerweise eine „gleiche Sprache“?
Fragen dieser Art werden in Österreich bisher wenig bis gar nicht thematisiert. Ist das in anderen Ländern mit dualem System ebenso? Kann die europäische Diskussion zur Qualitätssicherung und entwicklung in der Berufsbildung Impulse oder Anregungen liefern? Welche Potenziale bietet diese spezifische Situation und wie könnte ein relevantes Forschungsdesign für Österreich aussehen? Für solche und ähnliche Fragen soll das Forum Raum zur Diskussion geben.

Frank SCHRÖDER/ Christel WEBER (k.o.s GmbH Berlin):
Berliner AusbildungsQualität in der Verbundausbildung (BAQ)

Die an der Ausbildung beteiligten Lernorte (Unternehmen, Berufsschulen, u.a.) schaffen die Bedingungen dafür, dass Auszubildende lernen und berufspraktische Erfahrungen sammeln können. Die Lernkontexte sind geprägt durch das betriebliche Handeln und wirken, indem sie Professionalität der Facharbeiter/innen fördern, auf dieses zurück. Daher besteht sowohl eine geteilte Interessenslage aller betrieblichen Akteure an der Entwicklung von Ausbildungsqualität, von der Geschäftsleitung bis zu den Auszubildenden. Gleichwohl stehen die notwendigen Bedingungen zur Gestaltung des Lernens unter begrenzten Ressourcen mit den Anforderungen der Produktion in einem Konflikt. Rahmen und Handeln für die betriebliche Ausbildung stehen in komplexer Wechselwirkung. Dies erfordert eine Untersuchung der Einflüsse und der Perspektiven aller am betrieblichen Ausbildungsgeschehen Beteiligten, um den Gegenstand Ausbildungsqualität genauer zu bestimmen.
Im Mittelpunkt des Modellprojekts BAQ steht die Förderung der betrieblichen Ausbildungsqualität durch eine verschränkte aufeinander bezogene Gestaltung von Lernen und Arbeiten. Im Ergebnis wird ein Qualitätskonzept abgeleitet und erprobt, welches Merkmale für eine systematische Planung und Gestaltung der betrieblichen Ausbildung definiert. Kennzeichnend ist hierbei ein prozessorientierter Ansatz sowie die Reflexivität als methodisches Vorgehen der Qualitätsarbeit.
In dem Forum sollen erste Ergebnisse und die konkreten Umsetzungen porträtiert und Gelingensfaktoren für eine nachhaltige Qualitätspraxis in den Ausbildungsbetrieben diskutiert werden.

Karin BÜCHTER/ Carmen HAHN (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg):
Qualitätsentwicklung und -sicherung im Ausbildungsprozess bei KMU des Maler- und Lackiererhandwerks in Hamburg (ML-QuES)

Im Projekt ML-QuES soll die Qualität und damit auch die Attraktivität der handwerklichen Maler- und Lackiererausbildung in Hamburg gesteigert werden. In Kooperation mit 18 Betrieben werden Instrumente zur Qualitätsentwicklung und –sicherung der betrieblichen Ausbildung im Maler- und Lackiererhandwerk in Hamburg entwickelt, erprobt, evaluiert und etabliert. Die Schwerpunkte liegen auf Qualitätssicherungsinstrumenten zur Förderung, Beurteilung und Steuerung der Ausbildungsprozesse sowie auf Instrumenten zur Weiterentwicklung der innerbetrieblichen Kommunikations- und Kooperationsstrukturen, die zur Verbesserung der Lehr-Lern-Prozesse in der Ausbildung beitragen. Hierzu zählen arbeitsprozessbezogene Arbeits- und Lernaufgaben, individuelle Bildungspläne, Zielvereinbarungen, Feedbacksysteme und die Lernprozessbegleitung, die an jeweilige betriebliche Situationen angepasst und implementiert werden.
Ziel des Modellversuchs ML-QuES ist es, die Instrumente zu einem nachhaltigen System der Qualitätssicherung in der betrieblichen Ausbildung im Hamburger Maler- und Lackiererhandwerk zusammenzuführen. Darüber hinaus wird durch die Etablierung eines Qualitätsentwicklungszirkels (QU-Zirkel) die Kooperationskultur und der Erfahrungsaustausch zwischen ausbildenden Betrieben, Innung, Handwerkskammer und weiteren für die Ausbildung relevanten Akteuren gefördert.
Im Forum werden eine Reihe von Forschungsergebnissen und entwickelten Produkten vor- und zur Diskussion gestellt, Good-Practice-Beispiele komplettieren das Bild.

Einreicher: Schlögl & Wieser, Gramlinger & Jonach, Schröder & Weber, Büchter & Hahn
www.oeibf.at/
www.arqa-vet.at/
www.kos-qualitaet.de/profil
www.hsu-hh.de/bbp/

Weitere Abstracts