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Abstracts 2014

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Paper

Wie fühlen sich Lehrlinge auf die LAP vorbereitet? - Eine multivariate Analyse der subjektiven und ausbildungsbezogenen Bestimmungsfaktoren

Von:
Mayerl, Martin; ÖIBF, Österreich

Paper Session: 1
Zeit: Donnerstag, 03.07.2014, 14:15 - 16:15
Ort: FH Seminarraum 2
Typ: Paper
Downloads:Präsentation als PDF



Eine Zeitreihenbetrachtung der Lehrlingsstatistik zeigt einen kontinuierlichen Rückgang der Prüfungserfolgsquoten bei der Lehrabschlussprüfung (LAP) in Österreich zwischen 1980 und 2013 von 88,3% auf 82,1% (Dornmayr u.a., 2013; Hofstätter & Hruda, 1994). Zugleich gibt es einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an Lehrlingen, die zwar ihre Lehrzeit regulär abschließen, aber folglich nicht zur LAP antreten. Laut einer erstmalig vorliegenden Spezialauswertung schwankt die Nicht-Antrittsquote zur LAP im Zeitraum 2006-2011 jährlich zwischen 6,0 und 9,2% (Dornmayr u. a., 2013). Insgesamt scheidet damit ein beträchtlicher Anteil an Lehrlingen aus der Sekundarstufe II aus, ohne einen erfolgreichen Berufsabschluss erworben zu haben und wird damit zu einer problematischen Gruppe in Bezug auf die Arbeitsmarktintegration (BMUKK, 2012). Dieses neue Zahlenmaterial stellt zwar umfangreiche Betrachtungen von Erfolgsquoten und Antrittsquoten zur Verfügung, liefert aber keine empirisch fundierte Analysen über die subjektiven Bestimmungsfaktoren für einen Nicht-Antritt bzw. Antritt zur LAP.

Gleichzeitig hat sich das Interesse an der LAP im Zusammenhang mit der Qualitätsentwicklung und der Ausrichtung auf Kompetenzorientierung rezent verstärkt. Eine Abschlussprüfung nimmt mehrere Funktionen ein und wirkt sich darauf aus was bzw. wie gelernt wird (Severing, 2011). In Österreich wird die LAP vor allem im Zusammenhang mit Kompetenzorientierung (Schlögl, 2013) und des Ordnungsverfahrens diskutiert (Wallner & Stöhr, 2011).

Dem objektiven Zweck der LAP (Feststellung der einem Beruf eigentümlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, §21 Abs. 1 BAG) stehen aber auch subjektive Komponenten in Form von Erwartungshaltungen, Selbsteinschätzungen und Ansprüche der Lehrlinge gegenüber. Dies ist in Österreich besonders relevant weil – im Gegensatz zu Deutschland und der Schweiz – die Lehrabschlussprüfung strukturell vom Ausbildungsprozess entkoppelt ist. Diese Entkoppelung führt dazu, dass eine relevante Menge an Lehrlingen zwar die Lehrzeit regulär beendet, jedoch folglich aus unterschiedlichsten Gründen nicht zur LAP antritt. Was in dieser sensiblen Phase passiert, wurde jedoch bisher in der Forschung nicht aufgegriffen.

Die forschungsleitende Frage dieses Beitrags versucht daher diese Lücke ein Stück weit zu schließen und aus der Perspektive der Lehrlinge zu beleuchten: Welche ausbildungsbezogenen Faktoren und persönlichen Merkmale der Lehrlinge beeinflussen den subjektiv eingeschätzten Vorbereitungsgrad für die Lehrabschlussprüfung? Der Vorbereitungsgrad zur LAP soll differenziert nach den soziodemografischen Merkmalen (Geschlecht, Migrationshintergrund, sozioökonomischer Status) und ausbildungsbezogenen Faktoren (u.a. Ausbildungsqualität, Berufsschulerfolg, Berufszufriedenheit, Prüfungsangst, beruflicher Selbstwirksamkeitserwartung) betrachtet werden.

Zu Beginn sollte auf die Rahmenbedingungen und die verschiedenen Funktionen der LAP theoretisch eingegangen und Hypothesen formuliert werden. Nach einer statistisch-deskriptiven Darstellung sollte eine Diskussion der Ergebnisse von multivariaten Auswertungen (Strukturgleichungsmodell, multiple Regressionsanalyse) im Zentrum stehen. Abschließend wird thematisiert, welche bildungspolitischen Konsequenzen sich für die Gestaltung der Lehrausbildung ableiten könnten.

Die Datengrundlage wurde aus einer Online-Befragung von Lehrlingen resp. BerufsschülerInnen im letzten Ausbildungsjahr gewonnen, die im April/Mai 2013 durchgeführt wurde. Bei angenommenen LAP-Prüfungsterminen im Frühsommer bis Herbst 2013, lag der Befragungszeitpunkt zwei bis vier Monate vor einem möglichen Prüfungsantritt. Die Stichprobengröße umfasst 4.863 befragte Lehrlinge aus dem gesamten Bundesgebiet.

Literatur

BMUKK. (2012). Nationale Strategie zur Verhinderung frühzeitigen (Aus-)Bildungsabbruchs - Österreich. Wien.

Dornmayr, Helmut, Proinger, Judith, Schlögl, Peter, Wallner, Josef & Wieser, Regine. (2013). Lehrabschlussprüfungen in Österreich. Untersuchung der Eignung und Qualität der derzeitigen Modalitäten der Lehrabschlussprüfung und Reformüberlegungen - Zwischenbericht. Wien: öibf; ibw.

Hofstätter, Maria & Hruda, Hans. (1994). Sekundärstatistische Analyse und Fallstudien zum Erfolg bei der Lehrabschlussprüfung. Rückgang der Erfolgsquote. ÖIBF-INFO, 4/94, 21–23.

Schlögl, Peter. (2013). Die österreichische Lehrabschlussprüfung und der Validität und Reliablität im Hinblick auf Kompetenzorientierung. Wien: öibf.

Severing, Eckhart. (2011). Prüfungen und Zertifikate in der beruflichen Bildung: eine Einführung. In E. Severing & R. Weiß (Hrsg.), Prüfungen und Zertifizierungen in der beruflichen Bildung: Anforderungen, Instrumente, Forschungsbedarf. Bielefeld: Bertelsmann.

Wallner, Josef & Stöhr, Petra. (2011). Überlegungen zur Neuformulierung der Ordnungsmittel für Lehrberufe. Wien: ibw.



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