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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

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Paper

Motivationsrelevante Faktoren und Freude an der betrieblichen Ausbildung

Von:
Koch, Alexander; PH FHNW, Schweiz

Paper Session: 1
Zeit: Donnerstag, 03.07.2014, 14:15 - 16:15
Ort: FH Seminarraum 2
Typ: Paper
Downloads:Präsentation als PDF



Einleitung
Im Ausbildungsalltag gelten Input-, Prozess- und Outputqualitätals besondersrelevant für die Aneignung beruflicher Handlungskompetenz. Die Qualität des Qualifizierungsprozesses bleibt jedoch weitestgehend unbeachtet (Beicht u. a., 2009; siehe auch Doose, 2005). Insbesondere bei der didaktischen Gestaltung wird u.a. gefordert, dass Ausbildende Bedingungen schaffen, die Auszubildende motivieren, mit Engagement ihrer Tätigkeit nachzugehen (vgl. IG Metall, 2006).Erfüllt die Lernstoffvermittlung zentrale Bedürfnisse der Lernenden, kann dies bei ihnen zu subjektiver Zufriedenheit führen und sowohl das Lernverhalten als auch die Lernleistung stei-gern (Frey, 1994; Hänggi, Kemter, & Weiherl, 2007; Klauer & Leutner, 2007; Krapp, 2005). Die Fragen hier lauten, wie Motivationbei Auszubildenden unterstützt werden kann und wie sie mit Engagement einhergeht.

Forschungsstand und Hypothese
Im derzeitigen Forschungsstand wird deutlich, dass Motivation abhängig von einer ‚extrinsischen Basiszufriedenheit‘ (Bezahlung, Sicherheit) zu sein scheint. Zudem ist Freude an der Ausbildung ein relevanter Faktor für Motivation. Aus der aktuellen Befundlage ergibt sich, dass Motivation in der Berufsausbildung zwar als wichtig erachtet wird, Freude sensu Flow aber kaum Eingang in bisherige Studien gefunden hat. Diese Arbeit stellt zunächst den explorativen Gedanken in den Vordergrund und fragt, wie ein Fragebogen konstruiert werden kann, der via Zufriedenheit Motivation misst. Die Hypothese lautet entsprechend, dass Zufriedenheit mit Motivation in Form von Flow positiv korreliert.

Methode
In einem Multitheoretischen Ansatz aus Wertetheorie, Selbstbestimmungstheorie, Flow-Theorie und Arbeitszufriedenheitstheorie wurde ein Fragebogen zur Erfassung intrinsischer Lern- und Arbeitsmotivation entwickelt. Der Zugang via Selbstbestimmungstheorie und Flow leistet einen Beitrag zur Integration der beiden Theorien, da dies noch als wenig erforschtgilt, die Inhalte je-doch als supplementär (Schiefele & Köller, 2006; Schiefele & Streblow, 2005).Auch zur Zufrie-denheit von Auszubildenden liegen nach Jungkunz (1996)und seither nicht allzu viele weitere Studien vor. Erfragt wurden Soll- und Ist-Zustand auf unterschiedlichen Wertedimensionen und deren Differenzen als Zufriedenheit resp. Motivation definiert. Der Fragebogen wurde 304 Aus-zubildenden aus Industrie und Dienstleistung in allen drei Ausbildungsjahrgängen im Jahr 2010 vorgelegt.

Resultate
Eine exploratorische Hauptkomponentenanalyse der Soll-Angaben ergab neun Faktoren, davon fünf Hauptfaktoren (Feedback, Prestige, Lernansporn, Positive soziale Beziehungen, Berufliche Zukunftssicherung; α-Soll=[.76;.88], α-Ist=[.73;.85]). Ist liegt signifikant unter Soll, ausser bei Prestige. Die Effektstärken liegen bei Feedback bei d=1.15, bei Zukunftssicherung bei d=1.14, die übrigen zwischen d=.41 und d=.78. Die Nebenfaktoren Kollegiale Wertschätzung, Zugehö-rigkeit zum Betrieb, Gruppenarbeit und Zufriedenheitsbedingungen (α-Soll=[.63;.71] bzw. α-Ist=[.57;.70] zeigen signifikante Unterschiede zulasten der Ist-Bewertung.
Ergebnisse der Soll-Ist-Differenz-Korrelationen sind: A) Lernansporn und soziale Beziehungen korrelieren mit Ausbilderfeedback. B) Zufriedenheit mit beruflichen Zukunftsaussichten ist eher unabhängig von anderen Zufriedenheiten. C) Gruppenarbeit korreliert am stärksten mit Lernans-porn. D) Lernansporn und Zufriedenheitsbedingungen korrelieren stark, ähnlich wie Feedback und Zufriedenheitsbedingungen.
Flow-Erleben stellt einen gesonderten Faktor dar (α=.85). Flow korreliert mit Zufriedenheit auf den Faktoren Lernansporn, Feedback und Zufriedenheitsbedingungen eher stark, eher schwächer mit sozialen Beziehungen und Zukunftssicherung, nicht mit Prestige.

Diskussion
Der Beitrag liefert Ansätze für motivationsrelevante Faktoren in der Berufsausbildung. Es lassen sich drei Kernbereiche interpretieren:1) betrieblich-soziale Faktoren sowie 2) erlebte Selbstwirk-samkeit 3) gesellschaftliche Faktoren. Mit dem betrieblich-sozialen Kernbereich könnte das Be-dürfnis nach sozialer Einbindung erfasst worden sein. Bezüglich des Selbstwirksamkeitserlebens könnte Kompetenzerleben interpretiert werden. Auffallend ist, dass alle darin enthaltenen Zu-friedenheiten hoch mit der Flow-Skala korrelieren, was dem Zusammenhang von Selbstbestim-mungstheorie und Flowentspricht. Die Resultate verdeutlichen zudem die Wichtigkeit des Aus-bilderfeedbacks während des Lernens.
Mit diesem Fragebogen lässt sich ein differenzierteres Bild über Ursachen von (Nicht-) Motiva-tion erstellen. In der Soll-Ist-Aufteilung wird deutlich, ob zu viel oder zu wenig des Guten vor-handen ist. Die Stellschrauben zur Motivationsförderung werden explizit und können als unab-hängige Variablen in Forschungsprojekten und Massnahmen systematisch variiert werden.



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