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Abstracts 2014

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Paper

Formale Überqualifikation von Arbeitskräften: wie beeinflussen Berechnungsmethode und individuelle skills das Ergebnis?

Von:
Bock-Schappelwein, Julia; WIFO, Österreich
Egger-Subotitsch, Andrea; abif

Paper Session: 3
Zeit: Freitag, 04.07.2014, 10:45 - 12:45
Ort: MAW Seminarraum
Typ: Paper



Erste empirische Arbeiten in den 1970er und 1980er Jahren in den USA beschäftigten sich mit dem Phänomen, dass Arbeitskräfte nicht entsprechend ihrer formalen Ausbildung beschäftigt werden (Freeman, 1976, Duncan - Hoffman, 1981; Überblicksliteratur z.B. in Hartog, 2000, Groot – Maasen van der Brink, 2000, Büchel et al., 2003, Sloane, 2003, McGuinness, 2006, Green – McIntosh, 2007, Leuven – Oosterbeek, 2011). Auftretende Über- bzw. Unterqualifikation entsteht dadurch, dass das Matching von Arbeitskraft und Arbeitsplatz, das von einer Fülle an Faktoren bestimmt wird wie beispielsweise formale Ausbildung, Fähigkeiten, Motivation, Erfahrungswissen, Angebot an Arbeitsplätzen etc., nicht optimal verläuft. Dadurch kann es passieren, dass eine Arbeitskraft zwar ein zu hohes bzw. ein zu geringes Ausmaß an formaler Ausbildung für einen Arbeitsplatz besitzt, bei weiteren arbeitsmarktspezifischen Faktoren dagegen Defizite bzw. einen Überschuss aufweist, d.h. Arbeitskräfte mit gleicher formaler Ausbildung verfügen über unterschiedliche skills, es handelt sich somit um „heterogene Arbeitskräfte“(Büchel - Pollmann-Schult, 2001, Chevalier, 2003, Frenette, 2004, Green – McIntosh, 2007). Zudem kann Überqualifikation auftreten, wenn eine Arbeitskraft keine geeignete Arbeitsstelle finden kann.

Abgesehen von diesen Faktoren kann Überqualifikation auftreten, sofern Arbeitskräfte über weniger Arbeitserfahrung, geringe Beschäftigungsdauer, häufigem Arbeitsplatzwechsel bzw. geringes Erfahrungswissen verfügen (siehe beispielsweise Groot, 1996, Sicherman, 1991) sowie bei Karriereunterbrechung (Groot – Maasen van der Brink, 1996) bzw. während der Einstiegsphase in den Arbeitsmarkt (Groot – Maasen van der Brink, 1996); darüber hinaus bei Diskriminierung am Arbeitsmarkt (Quintini, 2011) sowie bei unzureichender internationaler Transferierbarkeit von formaler Qualifikation (Chiswick – Miller, 2013). Ein höheres Risiko, überqualifiziert beschäftigt zu sein, haben dadurch öfters Frauen, jüngere Arbeitskräfte, Personen mit Migrationshintergrund sowie Personen mit wenig Arbeitserfahrung.

In der Literatur werden unterschiedliche Berechnungsmethoden zur Quantifizierung des Unterschiedes zwischen erworbener formaler Qualifikation und den erforderlichen Qualifikationen bzw. Kompetenzen für die Ausübung einer bestimmten Tätigkeit verwendet (siehe beispielsweise Groot – Maasen van der Brink, 2000, Quintini, 2011, Desjardins – Rubenson, 2011): erstens, indem berechnet wird, ob sich das individuelle Bildungsniveau vom durchschnittlichen Bildungsniveau in einer Berufsgruppe unterscheidet (z.B. Abweichung vom Mittelwert bzw. Modalwert um mehr als eine Standardabweichung); zweitens durch Selbsteinschätzung, indem die Arbeitskraft direkt gefragt wird, ob sie für die Arbeit, die sie verrichtet, über-/unter- bzw. entsprechend qualifiziert ist bzw. drittens durch ExpertInneneinschätztung. Dadurch kann ein unterschiedliches Ausmaß von Überqualifikation in Abhängigkeit von der Berechnungsmethode resultieren, der bei subjektiver Einschätzung höher ausfallen kann als beim statistischen Ansatz (die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Berechnungsmethoden werden beispielsweise in Verhaest – Omey, 2009, Chevalier, 2003, Sicherman, 1991 diskutiert).

Vor diesem Hintergrund stehen im Mittelpunkt der vorgeschlagenen Arbeit die unterschiedlichen Berechnungsmethoden, unter Berücksichtigung der Einflussfaktoren, die sich auf Über- bzw. Unterqualifikation auswirken können. Es sollen folgende Fragestellungen behandelt werden: Wie hoch fallen die Unterschiede im Ausmaß der formalen Überqualifikation in Österreich in Abhängigkeit von der Berechnungsmethode aus? Hat die verwendete Berechnungsmethode Auswirkungen auf die Signifikanz der Ergebnisse? Umgesetzt wird die Analyse unter Verwendung ökonometrischer Verfahren.

Umgesetzt wird das Forschungsvorhaben unter Verwendung des verfügbaren PIAAC-Datensatzes (Programme for the International Assessment of Adult Competencies), der seit Oktober 2013 für 24 Staaten, darunter auch Österreich, öffentlich verfügbar ist.



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