Skip to main content

BMBWF BMAW AMSInnsbruck Logo Land Tirol    ÖFEB

BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

pdfBoof-of-Abstracts_2014

 

Paper

Prädiktoren für Mehrfachlehrabbrüche bei Jugendlichen in Tirol. Analyse von Ausbildungsabbrüchen nach scheinbar gelungenem Wiedereinstieg in ein Ausbildungsverhältnis

Von:
Laiminger, Astrid; Universität Innsbruck, Österreich

Paper Session: 3
Zeit: Freitag, 04.07.2014, 10:45 - 12:45
Ort: FH Seminarraum 3
Typ: Paper
Downloads:Präsentation als PDF



Von: Laiminger Astrid; Universität Innsbruck, Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung, (Dissertation; betreut von Univ. Prof. Dr. Lynne Chisholm)

Im Rahmen meiner Forschung gehe ich der Frage auf den Grund, warum Jugendliche LehrabbrecherInnen nach scheinbar geglücktem Wiedereinstieg ins Ausbildungssystem erneut ihre Karriere abbrechen bzw. wodurch ein neuerlicher Abbruch begünstigt wird.

Aus Untersuchungen über die Auswirkungen von frühem Schulabbruch und dessen Konsequenzen für Individuum und Gesellschaft (Nairz-Wirth, Meschnig, Gitschthaler, 2010), zeigt sich, dass betroffene Jugendliche sich zum einen „immer öfter in (außerbetrieblichen) Maßnahmen und Schulungen wieder“ finden und zum anderen wird die Eignung von SchulabgängerInnen durch betriebliche Ausbilder und Ausbildnerinnen sowie Unternehmen kritisiert insofern, als dass Jugendliche den betrieblichen Anforderungen nicht mehr gewachsen seien (vgl. ebd. S 417). Die soziale Herkunft und der Bildungshintergrund der Eltern spielen zwar eine entscheidende Rolle bei der Bildungsaspiration der SchülerInnen (vgl. auch Schlögl/Lachmayr 2004), aber die sozialen Verhältnisse sind nicht immer Grund für das Gelingen oder Scheitern einer Ausbildung. Jugendliche verlassen die Schule u.a. aus Interessenlosigkeit an den Bildungsinhalten, Überforderung durch gesellschaftliche Entwicklung, Frustration ect. (vgl. auch Stadlmayr, Lentner, Osterkorn und Ratzenböck-Höllerl, 2010) oder Unentschlossenheit.

Folgenden Fragen soll in der Untersuchung nach gegangen werden:

1. Ab wann werden schulische Misserfolge folgenwirksam für die spätere berufliche Laufbahn? Und daraus resultierend: welches Bild von Bildung haben Jugendliche LehrabbrecherInnen?

2. Wird Berufsorientierung und Berufsberatung an Schulen möglicherweise zu spät angeboten und hat das Einfluss auf die Primärausbildung bzw. den jeweils persönlichen Zukunftsvorstellungen?

3. Wie sehr wird der Entwicklungsgrad von Jugendlichen bei Antritt der Lehre durch die ausbildenden Betriebe berücksichtigt?

Um Vorzeichen für spätere Bildungsabbrüche erkennen zu können, werden bildungsrelevante Ereignisse in Lebensläufen von betroffenen Jugendlichen verglichen und miteinander in Bezug gesetzt. Zur Datenerhebung wird die qualitative Methode der Biographieforschung in Verbindung mit dem narrativen Interview nach Fritz Schütze angewendet. (Schütze, 1983).

Zielgruppe der Befragung sind Jugendliche, die bereits mehrfach Ausbildungen abgebrochen haben. Um die Vielschichtigkeit der Problematik besser zu verdeutlichen, werden die biographisch-narrativen Interviews mit den Jugendlichen durch Fokusinterviews mit TrainerInnen von Bildungsinstituten und Leitfadeninterviews mit betrieblichen AusbildnerInnen ergänzt und nach der Methode der Grounded Theory nach Strauss/Corbin (1996) ausgewertet.

Vorläufige Ergebnisse:

Bildungskonzeptionen sowie die Qualität von Berufsorientierung an Schulen sind Indikatoren für spätere Ausbildungsabbrüche, ergänzt durch problematische soziale Integration am Ausbildungsplatz und Motivation der betroffenen Jugendlichen.

Während zur Gruppe der frühen SchulabgängerInnen sowohl quantitative, wie qualitative Studien vorliegen, ist die Gruppe der Jugendlichen, die nach gelungenem Wiedereinstieg neuerlich abbrechen, noch kaum beachtet. Die Frage nach Prädiktoren für Mehrfachlehrabbrüche soll hier Aufschluss bringen.

Literatur:

Dornmayr, H., wieser, R., Mayerl, M. (2012): Bericht zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich 2010-2011. Endbericht. Wien

Flick, U. (2007): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek bei Hamburg

Lassnig, L., Babel, H., Gruber, E., Markowitsch, j (Hrsg.). Öffnung von Arbeitsmärkten und Bildungssystemen. Beiträge zur Berufsbildungsforschung. Innsbruck

Nairz-Wirth, E., Meschnig, A., Gitschthaler, M. (2010): Früher Schulabbruch – Situation in Österreich und Konsequenzen für Individuum und Gesellschaft. In: Markowitsch, J., Gruber, E., Lassnigg, L., Moser, D., Turbulenzen auf Arbeitsmärkten und in Bildungssystemen. Beiträge zur Berufsbildungsforschung. Tagungsband der 2. Österreichischen Konferenz für Berufsbildungsforschung. Innsbruck, Wien, Bozen.

Schlögl, P., Lachmayr, N. (2004): Motive und Hintergründe von Bildungswegentscheidungen in Österreich. Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung. Wien

Schütze, F. (1983): „Biographieforschung und narratives Interview“ in: „Neue Praxis“ 13, S.283-293

Solga, Heike (2005), Ohne Abschluss in die Bildungsgesellschaft. Die Erwerbschancen gering qualifizierter Personen aus soziologischer und ökonomischer Perspektive.

Strauss, A., Corbin, J. (1996): Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim

Wagner, M. (2009): Soziologische Befunde zum Schulabsentismus und Handlungskonsequenzen. In: Ricking,H., Schulze, G., Wittrock, M., (Hrsg): Schulabsentismus und Dropout. Paderborn



Weitere Abstracts