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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

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Paper

Berufsorientierung im Spannungsfeld zwischen ökonomischen und technischen Anforderungen der Arbeitswelt

Von:
Vieback, Linda; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland
Brämer, Stefan; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland
Hirsch, Sören; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland

Paper Session: 3
Zeit: Freitag, 04.07.2014, 10:45 - 12:45
Ort: FH Seminarraum 3
Typ: Paper
Downloads:Präsentation als PDF



Bildung steht vor einem sozial-demografischen Hintergrund, der durch beschleunigte Veränderungen der Lebensbedingungen, der Arbeitsmarktsituation und den technisch-naturwissenschaftlichen Entwicklungen in der Wissensgesellschaft geprägt ist. Folgewirkungen des Geburtenrückgangs auf die Anzahl von Schülern, Auszubildenden, Studierenden und Absolventen machen sich zunehmend bemerkbar. In Verbindung mit der allgemeinen Dynamik, technologischen Entwicklung, Globalisierung sowie nachhaltigen demografischen Einschnitten ergibt sich der bedrohliche Mangel an Existenzgründern und Nachwuchskräften besonders im technischen und ingenieurwissenschaftlichen Bereich.

Orientierungsaktivitäten für technische Berufsausbildungen und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge haben im Schulalltag der allgemeinbildenden Schulen einen zu geringen Stellenwert. Zwar sind technische Bildung und Berufsorientierung in den Rahmenrichtlinien verankert und sollen eine individuelle Berufsorientierung ermöglichen, jedoch sind die Inhalte oftmals nur auf traditionelle Berufsbilder ausgerichtet. Technische Ausbildungsberufe wie der Mikrotechnologe oder Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik werden von den Schülern erst gar nicht wahrgenommen, obwohl hier ein erheblicher Bedarf bei regionalen Unternehmen besteht.

Auf der anderen Seite ist unternehmerisches Denken und Handeln notwendig, um in der wandelnden Arbeitswelt bestehen zu können. „Der selbstständige Mensch und Bürger ist ein Erfordernis unserer Gesellschaft (BMBF).“ Zentrale Punkte sind Förderung des Unternehmertums und -geistes in allen Bereichen des Bildungssystems. Bereits seit Jahren existieren verschiedene Projekte, die eine frühzeitige Sensibilisierung, Motivation und Qualifikation zur unternehmerischen Selbstständigkeit anregen sollen. „Unternehmerisches Denken und Handeln kann als neuere Orientierung in Wirtschaft und Gesellschaft in Zeiten des ökonomischen Wandels angesehen werden und muss daher in den verschiedenen Bildungsbereichen, wie in den allgemeinbildenden Schulen [...] verstärkt gefördert [und miteinander vernetzt] werden.“ (Paulini-Schlottau/Garnjost).“

Der Beitragsvorschlag vereint die beiden angesprochenen Punkte und verbindet technische sowie ökonomische Bildung. Nur eine frühzeitige Sensibilisierung für ingenieurwissenschaftliche Studiengänge und technische Berufsausbildungen bedingt und fördert technische Gründungen. Ohne die Bereitschaft sich für eine technische Berufsausbildung oder ingenieurwissenschaftliche Studiengänge zu interessieren, werden später keine technisch-innovative Gründungen erfolgen. Sachsen-Anhalt benötigt aber gerade Gründungen in diesem Bereich.

Der Beitrag gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Abschnitt wird eine quantitative Studie (n=894) zu folgenden Fragestellungen vorgestellt (Brämer/Vieback/Hirsch):

1. Wie ist der Status quo der technischen Berufsorientierung in Sachsen-Anhalt?

2. Welche Faktoren beeinflussen die Berufswahl der Schüler der Sekundarstufe I?

Hypothesen:

1. Schüler neigen dazu den gleichen Beruf wie ihre Eltern zu wählen.

2. Schüler tendieren eher als Schülerinnen zu einem Beruf im technischen Bereich.

3. Eltern haben den größten Einfluss auf die Berufswahl der Schüler.

4. Wenn die Eltern in einem technischen Bereich arbeiten, wählen auch die Kinder eher einen technischen Beruf.

Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde ein auf Experteninterviews und wissenschaftlichen Theorien zur Berufswahl basierender Fragebogen eingesetzt. Die gewonnenen Daten liefern Rückschlüsse zum Stellenwert der technischen Berufsorientierung und dem Interesse für technische Berufsausbildungen sowie ingenieurwissenschaftliche Studiengänge der Schüler.

Der zweite Teil des Beitrags widmet sich der Förderung des Unternehmergeistes in Schulen:
- Wie gelingt es, effektiv Unternehmergeist in die Schule zu holen?
- Wie können ökonomische und technische Inhalte im Sinne einer technikorientierten Gründungssensibilisierung sinnvoll verknüpft werden?
- Wie kann Wirtschaft für Schüler erlebbar werden?
- Wie können unternehmerische (Handlungs-) Kompetenzen und fachspezifische Inhalte handlungsorientiert erworben werden?

Im Ergebnis werden die konzipierten, entwickelten und evaluierten Lehr-Lern-Arrangements zur Vermittlung unternehmerischer und technischer (Handlungs-) Kompetenzen sowie fachspezifischer Inhalte an allgemeinbildenden Schulen vorgestellt und diskutiert.

BMBF (1999): Berufsbildungsbericht 1999, Bonn

Brämer/Vieback/Hirsch (2013): Ingenieurwissenschaftliche Sensibilisierung an allgemeinbildenden Schulen in Sachsen-Anhalt. In: Bünning (Hg.): Initiativen und Effekte der Berufsorientierung an Gymnasien, Real- und Förderschulen in Sachsen-Anhalt, Magdeburg

Paulini-Schlottau/Garnjost (2002): Unternehmerisches Denken und Handeln in der beruflichen Bildung. Auszubildende und Fortbildungsabsolventen/-absolventinnen als Unternehmerinnen und Unternehmer? In: BIBB: Berufsbildung für eine globale Gesellschaft. Perspektiven im 21. Jahrhundert, Berlin



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