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Abstracts 2014

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Paper

Anerkennung und Validierung von informell und non-formal erworbenen Kompetenzen

Von:
Münchhausen, Gesa; BIBB, Deutschland

Paper Session: 3
Zeit: Freitag, 04.07.2014, 10:45 - 12:45
Ort: FH Seminarraum 2
Typ: Paper
Downloads:Präsentation als PDF



Gegenstand/Projektthema:

Als grundlegend für einen Zuwachs an Transparenz, Mobilität und Vergleichbarkeit in Europa werden die Stärkung des lebenslangen Lernens und eine grundlegende Umorientierung gesehen: weg von festen Lernorten hin zur entscheidenden Frage, was jemand kann, und nicht, wo es gelernt wurde. Damit wird die Empfehlung des Rats der EU aufgegriffen zur Validierung non-formalen und informellen Lernens vom 20.12.2012, in der alle Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert werden, bis 2018 - unter Wahrung des Subsidiaritätsprinzips - entsprechende Regelungen für die Validierung zu schaffen.

Vor diesem Hintergrund hat das BIBB im Auftrag des BMBF eine Expertise erstellt, die den aktuellen Status Quo der Anerkennung und Validierung in Deutschland darstellen und gleichzeitig die Entwicklungsperspektiven aufzeigen soll. Darüber hinaus flossen acht Länderstudien in die Expertise ein. Die Ergebnisse flankieren die laufenden Diskussionen des vom BMBF eingerichteten Experten-Arbeitskreis zur Validierung.

Stand der Forschung/Entwicklungsbedarf:

In Deutschland gibt es bisher keine rechtliche bzw. gesetzliche Anerkennung informell erworbener Kompetenzen; wenn überhaupt, findet sie unterhalb der ordnungspolitischen Ebene statt (vgl. Münchhausen & Schröder 2009, S. 20). Gleichwohl ist die Befassung mit dem informellen Lernen sowie dem non-formalen Lernen seit Jahren ein wichtiges Forschungs- und Entwicklungsthema (vgl. Bohlinger & Münchhausen 2011; BMBF 2008).

In jüngster Zeit ist durch die Empfehlungen des Rates der EU eine verstärkte Wiederbelebung des Themas im bildungspolitischen Diskurs zu verzeichnen. Es wird ersichtlich, dass es sehr viele und vielversprechende Anwendungs- und Handlungskontexte für die Anerkennung und Validierung vom informellen und non-formalen Lernen gibt. Allerdings gibt es in Bezug auf die konkreten Validierungsverfahren noch einen enormen Entwicklungsbedarf, um der Vielfalt der individuellen Lernergebnisse und -wegen gerecht zu werden. Eine Lernergebnisorientierung kann nur dann in die Tat umgesetzt werden, wenn verbindliche und aussagekräftige Anerkennungs- und Validierungsverfahren vorliegen.

Methode/Projektansatz:

Im Rahmen der Expertise wurde mithilfe einer detaillierten Dokumentenanalyse der vorliegenden Ansätze, Studien und Dokumente zunächst Programme zur Förderung von lebenslangem Lernen und Kompetenzentwicklung analysiert, die thematisch mit dem Bereich der Validierung informellen Lernens und non-formalen Lernens in Verbindung stehen; anschließend wurden weitere Anwendungskontexte einer näheren Betrachtung unterzogen wie ‚Individuelle Standortbestimmung (zur Kompetenzfeststellung‘), Anerkennung in der beruflichen Bildung, Anerkennung im Beschäftigungssystem (inkl. betrieblicher Bewertungsverfahren) und Anerkennung in der Hochschulbildung.

Die internationale Recherche, ein weiterer Bestandteil der qualitativen Expertise, die in Form einer Dokumentenanalyse durchgeführt wurde, beinhaltete zwei Stränge: Zum einen wurden transnationale Projekte, bei denen mehrere europäische Länder gemeinsam im Kontext von Validierung wirken, in die Analysen einbezogen. Zum anderen wurden insgesamt acht Länder, davon sieben aus Europa plus Kanada analysiert.

Ergebnisse/Schlussfolgerungen:

Aus den Ergebnissen der Expertise lässt sich schlussfolgern, dass eine „echte“ Validierung nur mit einem entsprechenden institutionellen und organisationalen Rahmen realisierbar ist. Zur Entwicklung und Umsetzung eines Validierungssystems in Deutschland bedarf es einer Klärung u.a. folgender übergreifender Fragen, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind: Welche konkreten Ziele und Zwecke werden mit der Anerkennung angestrebt (für Gesellschaft, für Unternehmen, für Nutzende)? Welche Zielgruppen (übergreifend oder spezifisch) sollen vom Validierungssystem profitieren? Ist eine zielgruppenspezifische Einengung von Anerkennungsverfahren angedacht oder sollen alle, denen eine Anerkennung nützen könnte, einbezogen werden (wobei Beratungs- und Finanzierungsmodelle unterschiedliche Lebenslagen, Lernerfahrungen und Unterstützungsmodelle berücksichtigen)? Bezogen auf den fünf-schrittigen (idealtypischen) Verlauf eines Validierungsverfahrens sind entscheidende Fragen zu diskutieren und zu klären. Diese werden in der Expertise konkret benannt.

Referenzen:

Bohlinger, S. & Münchhausen, G. (Hrsg.) (2011): Validierung von Lernergebnissen – Recognition and Validation of Prior Learning. Bielefeld: Bertelsmann

Europäischer Rat (2012): Empfehlungen des Rates zur Validierung nichtformalen und informellen Lernens vom 20. Dezember 2012. Amtsblatt der Europäischen Union C 398/S.1-5. Brüssel. URL: http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2012:398:0001:0005:DE:PDF

Münchhausen, G. & Schröder, U. (2009): Erfassung von informell erworbenen Kompetenzen. Impulse aus europäischen Projekten nutzen. In: BWP-Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Heft 6, S. 19-23



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