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Berufsbildung in Zeiten des Mangels

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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

pdfBoof-of-Abstracts_2014

 

Paper

Praxisbericht aus der Bildungsberatung: Wer bekommt was?

Von:
Lachmayr, Norbert; öibf, Österreich

Paper Session: 3
Zeit: Freitag, 04.07.2014, 10:45 - 12:45
Ort: FH Seminarraum Promotech
Typ: Paper
Downloads:Präsentation als PDF



Seit 2011 wird Bildungsberatung in der Erwachsenenbildung in einer österreichweiten Initiative (gefördert aus Mitteln des bmbf und des Europäischen Sozialfonds) auch gebündelt angeboten. Insbesondere bildungsfernen Personen soll damit unter Einsatz von Beratungsangeboten ein besserer Zugang zum lebensbegleitenden Lernen ermöglicht werden. Als bildungsfern zählen beispielsweise Niedrigqualifizierte, MigrantInnen oder ältere Personen.

Alle Beratungsstellen müssen entsprechende Beratungsleistungen dokumentieren. Berücksichtigt werden dabei soziodemographische Kennwerten (Alter, Geschlecht, Bildung, Erwerbsstatus, Benachteiligungen), aber auch leistungsbezogene Merkmale (z.B. Themen der Beratung, Wohn- und Beratungsort, Beratungsdauer, Beratungsart, Beratungsformat). Welche Personengruppen diese Beratungsleistungen tatsächlich in Anspruch nehmen, ist Gegenstand regelmäßiger Evaluierungen der ESF-Programme (Steiner et al 2010, Steiner et al 2013) sowie einzelner Fachartikel (z.B. Götz 2013, Irmer/Lachmayr 2012).

Der einzureichende Beitrag wird das Ergebnis einer Sekundäranalyse darstellen und analysiert erstmals alle rund 100.000 dokumentierten Beratungskontakten für die Kalenderjahre 2012/2013 dahingehend, wo sich leistungsbezogene Merkmale innerhalb der unterschiedlichsten Zielgruppen unterscheiden. Weiters wird der Erkenntnisgewinn darin begründet, dass bislang wissenschaftlich „unberührte“ Teile des Datensatzes (z.B. Themen der Beratungsleistungen) detailliert untersucht werden können, indem sie mit den anderen erfassten Variablen in Verbindung gesetzt werden. Die Auswertung erfolgt dabei konkret mittels relativen Chancenverhältnisses (Odds-Ratio) sowie explorativen Verfahren zur Visualisierung der Datenstruktur (Korrespondenzanalyse). Aufgrund der Ähnlichkeit mit der Faktorenanalyse wird die aufgrund der Datenstruktur einzusetzende Korrespondenzanalyse auch als „Hauptkomponentenanalyse mit kategorialen Daten“ bezeichnet (vgl. Backhaus et al 2011, S 550). Mittels dieser Auswertungsinstrumente wird erstmalig für Österreich gezeigt, welche Teilpopulationen über erhöhte Chancen verfügen, gewisse Themen, Beratungsformate oder sonstige Leistungsmerkmale der Beratung in Anspruch zu nehmen als die Vergleichsgruppe(n).

Ein methodisch gut aufbereiteter Primärdatensatz ist für die Sekundärdatenanalyse unerlässlich und liegt vor. Die Datensatzerstellung befolgt die üblichen wissenschaftlichen Standards indem beispielsweise für die Bildungsträger ein Dokumentationsstandard zur Erfassung der Beratungsleistungen erarbeitet wurde. Auch wurden Häufigkeitsauswertungen vom jeweils betroffenen Bildungsträger gegengeprüft. Des weiteren kann aufgrund der Verpflichtung der Dokumentation auf eine (in der Sozialforschung sehr seltenen) vollständige Dokumentation zurückgegriffen werden, d.h. es liegt eine Vollerhebung vor. Selbstverständlich werden im Beitrag auch die Nachteile des bestehenden Datensatzes reflektiert, z.B. unterschiedliche Dokumentationstiefe und das Vorliegen von nur gruppierten Angaben (z.B. Alterskategorien). Diese werden in der Auswertungsmethode (Korrespondenzanalyse) berücksichtigt.

Damit werden originäre und aktuellste Hinweise für Fördergeber sowie Bildungsträger rund um die zu erwartenden Ungleichheiten in der Beanspruchung von Bildungsberatung erbracht. Die Ergebnisse sind damit ein wesentlicher Beitrag in der aktuellen arbeitsmarkt- und bildungspolitischen Diskussion (nicht nur für die beteiligten Bildungsträger sowie die Fördergeber), da bislang nur wenige quantitative Praxisberichte zur Bildungsberatung (mangels fehlendem organisationsübergreifendem Datenmaterial) existieren.

Literatur:

Backhaus Klaus/Erichson Bernd/Plinke Wulff/Weiber Rolf (20111): Multivariate Analysemethoden, 13. Auflage, Springer Verlag

Irmer, Manon/Lachmayr, Norbert (2012): Bildungsberatung Österreich: Wer kommt in den Genuss… Im ersten Halbjahr 2012 erreichte Personengruppen. Bildungsberatung im Fokus 3/2012, S 7-9, http://erwachsenenbildung.at/downloads/service/Bildungsberatung-im-Fokus-03_2012.pdf

Rudolf Götz (2013): Neue Zielgruppen für die Bildungsberatung? In: Bildungsberatung im Fokus, S 13, http://erwachsenenbildung.at/downloads/service/Bildungsberatung-im-Fokus-01_2013.pdf

Steiner Mario, Pessl Gabriele, Wagner Elfriede, Plate Marc (2010): ESF Beschäftigung Österreich 2007-2013. Bereich Erwachsenenbildung. Zwischenbericht 2010, erwachsenenbildung.at/downloads/service/ESF_Zwischenbericht2010.pdf

Steiner, Mario, Pessl, Gabriele & Wagner, Elfriede. (2013). ESF Beschäftigung Österreich 2007-2013. Bereich Erwachsenenbildung. Zwischenbericht 2012. http://erwachsenenbildung.at/downloads/service/ESF_Zwischenbericht2012.pdf



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