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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

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Poster

Lernen am Arbeitsplatz - Fehler als Ressource

Von:
Rami, Ursula; Johannes Kepler Universität, Österreich
Jadin, Tanja; FH OÖ, Campus Hagenberg, Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien

Paper Session: Postersession
Zeit: Unbekannt
Ort: MAW Großer Saal
Typ: Poster
Downloads:Präsentation als PDF



Im Zuge der weiterhin zunehmenden Globalisierung und Internationalisierung gewinnen nicht nur in der bildungspolitischen Diskussion, sondern auch am Arbeitsplatz, die Erweiterung und Entwicklung der (beruflichen) Kompetenzen einen immer höheren Stellenwert. Die steigenden Anforderungen an beruflich notwendige (über)fachliche Schlüsselqualifikationen, werden daher einerseits immer mehr auch an die berufsvorbereitende Ausbildung herangetragen und andererseits an das Lernen am Arbeitsplatz . Dabei kommt dem Lernen aus Fehlern zur beruflichen Kompetenzbildung eine wesentliche Rolle zu (vgl. Seifried/Wuttke 2010: 17).

Für den Umgang mit Fehlern ist es aber wichtig, diese als Chance zu begreifen. Im Sinne des „Lernens aus Fehlern“ können Organisationen neue Handlungsoptionen erwerben und ihre Wissensbestände erweitern (vgl. Rami/Hunger 2013: 199). Dabei steht Flexibilität an oberster Stelle. „Flexibel sein bedeutet, auf Fehler zu achten, die bereits vorgekommen sind, um sie zu korrigieren, bevor sie sich ausweiten und weitere größere Schäden anrichten“ (Weick/Sutcliffe 2003: 82). Gerade Fehler bieten hier die Möglichkeit, um dazu zu lernen.

In Organisationen wird dem Fehler im Sinne einer „Abweichung von einem als richtig angesehenen Verhalten oder von einem gewünschten Handlungsziel, das der Handelnde eigentlich hätte ausführen bzw. erreichen können“ (Hofinger 2012: 40) durchwegs mehr Bedeutung zugeschrieben als der „Ressource Fehler“ als ein Teil unternehmerischen Wissens für Lernprozesse (Grant, 1996).

Organisationen können sowohl aus guten als auch aus schlechten Handlungen und Vorgehensweisen lernen, wenn diese Informationen einfügen, um ein Schema aufzubauen, mit dem sie die Situation, das Handeln und Vorgehen in der Organisation verbessern und so ein Lernprozess angeregt wird. Durch diesen Prozess können neue Ideen in der Organisation verbreitet werden und bestehende (überholte) Wissensbestände fallen aus dem Handlungsschema der Organisation. Dieser Vorgang unterliegt bestimmten Vorgehensweisen, um den Erfolg einer Handlung zum gewünschten Ziel zu führen (vgl. Argyris/Schön 2006: 19). Für die Organisationen ist es wichtig, dass das Wissen der Mitarbeiter in das Unternehmen einfließt, um so daraus profitieren zu können.

Von drei oberösterreichischen Industriebetrieben liegen derzeit qualitative Daten zum Thema „vom Fehler machen zum Lernen aus Fehlern“ vor (Rami, 2012). Dabei wurde vor allem zwei Fragen nachgegangen „wie können Organisationen aus Fehlern lernen?“ und „welche Abläufe gibt es im Unternehmen, wenn Fehler auftreten?“ Insgesamt wurden 25 teilstrukturierte Interviews mit Mitarbeitern aus den unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen (Geschäftsführer bis Lehrling) befragt.

Die ersten qualitativen Ergebnisse weisen darauf hin, dass Kommunikation die Quintessenz des Lernens aus Fehlern ist. Über Fehler zu sprechen setzt aber großes Vertrauen innerhalb der Belegschaft und zwischen den Hierarchieebenen voraus. Die Fehlermeldungen allein sind zu wenig, denn nachhaltiges Lernen ist nur dann möglich, wenn den gemeldeten Fehlern eine Fehleranalyse folgt und darauf aufbauend ein Konzept sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behebung von Fehlern längerfristig entsteht. Organisationen profitieren im Sinne der Effizienzsteigerung von einer gelebten Fehlerkultur. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können dabei ihre Kompetenzen bilden und stärken, indem sie vor allem in situierten, authentischen Lernsituationen aus Fehlern lernen.

Literatur:

Argyris, C. / Schön, D. A. (2006): Die Lernende Organisation. Grundlagen. Methode, Praxis. 3. Auflage. Stuttgart: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH

Grant, R. M. (1996): Toward a knowledge-based theory of the firm. Strategic Management Journal, 17, p. 109-122.

Hofinger, G. (2012): Fehler und Unfälle. In: Badke-Schaub, P. / Hofinger, G. / Lauche, K. (Hrsg.): Human Factors: Psychologie sicheren Handelns in Risikobranchen. 2. Aufl., Springer Verlag, Heidelberg, S. 39-60. (online ressource).

Rami, U. (2012): Fehler als Ressource. Wie können Organisationen aus Fehlern lernen. Forschungsbericht. Eigenverlag, Linz.

Rami, U. / Hunger, A. (2013): Lernen aus Fehlern am Beispiel oö. Industriebetriebe. In: Chancen durch Produkt- und Systemgestaltung – Zukunftsfähigkeit für Produktions- und Dienstleistungsunternehmen. Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (Hg.), GfA Press, Dortmund, S. 199-202.

Seifried, J. / Wuttke, E. (2010): „Professionelle Fehlerkompetenz“ – Operationalisierung einer vernachlässigten Kompetenzfacette von (angehenden) Lehrkräften. In: Wirtschaftspsychologie, 4/2010, 12. Jg., 17-28

Weick, K. E. / Sutcliffe, K. M. (2003): Das unerwartete Managen: Wie Unternehmen aus Extremsituationen lernen, Stuttgart: Klett-Cotta.



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