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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

pdfBoof-of-Abstracts_2014

 

Poster

BildungslotsInnen – Sensibilisierung und Motivation für Weiterbildung und Höherqualifizierung am Arbeitsplatz

Von:
Völkerer, Petra; Arbeiterkammer Wien
Mayerl, Martin; Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung
Leidl, Ilse; Arbeiterkammer Wien
Ourny, Isabelle; Verband österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung
Lichtblau, Pia; Verband österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung

Paper Session: Postersession
Zeit: Unbekannt
Ort: MAW Großer Saal
Typ: Poster



Mehrere kürzlich veröffentlichte Erhebungen (Statistik Austria, 2013a, 2013b, 2013c) zu Weiterbildungsaktivitäten Erwachsener zeigen allesamt, dass die Weiterbildungsbeteiligung erwachsener Beschäftigter stark vom formalen Bildungsniveau abhängt. So beteiligten sich 69% der AbsolventInnen einer hochschul(-verwandten) Ausbildung an nicht-formalen Bildungsaktivitäten, aber nur 24% der Personen mit Pflichtschulabschluss (Statistik Austria, 2013b). Gleichzeitig zeigt die PIAAC-Erhebung, dass sich in der Gruppe der beschäftigten gering Qualifizierten und in Berufen mit niedrigem Anforderungsniveau eine überdurchschnittlich hohe Quote von Personen mit geringen Lesekompetenzen findet (Statistik Austria, 2013c).

Dem gegenüber bestehen weitere Zugangsbarrieren. Bei öffentlich zugänglichen Bildungsberatungsstellen, selbst bei den für die Ratsuchenden kostenlosen, zeigt sich, dass formal niedrig Qualifizierte und wenig bis nicht weiterbildungsaktive Personen unterrepräsentiert sind (Irmer & Lachmayr, 2012). Ein weiteres Ergebnis legt nahe, dass in der betrieblichen Qualifizierungsberatung insbesondere die individuellen Bildungsbedarfe von weiterbildungsfernen Personen nur unzureichend berücksichtigt werden (Fischell, 2012).

Was in Österreich fehlt, ist eine am Individuum ausgerichtete, niederschwellige Bildungsberatung auf betrieblicher Ebene. Dabei geht es in erster Linie um das Erkennen von Qualifikationsbedarfen Beschäftigter und der Steigerung der Motivation für Bildung an sich, und zwar auf gleicher Augenhöhe zwischen Betroffenen und BeraterInnen.

Dieser Ausgangslage folgend und angelehnt an die Idee der Learning Representatives (UK), setzt sich das Entwicklungsprojekt „BildungslotsInnen“ zum Ziel, ein Modell für eine niederschwellige, betriebliche Bildungsberatung zu entwickeln. Durch die Anbindung an die betriebliche Interessenvertretung kann dabei einerseits das Prinzip „auf selber Augenhöhe“ gewährleistet und andererseits Unterstützung durch gewerkschaftliche Strukturen erprobt werden. Durch die Implementierung eines derartigen Modells könnte ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet werden, den Zugang zu Weiterbildung für all jene zu verbessern, die aus verschiedenen, oben angeführten, Gründen benachteiligt sind.

Innovativ ist, dass mit diesem Projekt direkt Beschäftigte „auf Augenhöhe“ von KollegInnen für Bildung an sich begeistert/motiviert werden sollen. Ein entsprechender Peer-Ansatz, der zugleich aufsuchende Elemente aufweist, liegt für die (Weiter-)Bildungsberatung in Österreich bisher nicht vor. Es ist ein sehr niederschwelliger Ansatz, bei dem es darum geht, Menschen zu informieren, zu motivieren und so die ersten Schritte zu einer Weiterbildung oder Höherqualifizierung nicht alleine angegangen werden müssen.

Dies könnte einen signifikanten Beitrag zur Erreichung des in der Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich (BMUKK, BMWF, BMASK, & BMWFJ, 2011) formulierten Ziels der „Erhöhung des Anteils der Beschäftigten, die während der Arbeitszeit in den Genuss einer Weiterbildung kommen und lediglich über einen Pflichtschulabschluss verfügen“ leisten.

Im Poster sollen drei wesentliche Zielsetzungen bzw. der Entwicklungsstand des Projekts veranschaulicht werden. Erstens, sollen die Ergebnisse einer Zielgruppenanalyse auf der Grundlage der PIAAC-Erhebung dargestellt werden. Dabei wird ein Profil der Gruppe der Beschäftigten mit benachteiligten Weiterbildungszugängen und/oder mangelnden Grundkompetenzen ausgearbeitet, die durch eine künftige Peer-Beratung in den Betrieben adressiert werden sollten. Zweitens soll die organisatorische Struktur des geplanten Beratungsmodells im Kontext der gegebenen Rahmenbedingungen vorgestellt und Schnittstellen aufgezeigt werden. Drittens, sollen darauf aufbauend Anforderungsprofile für jene Personen definiert werden, die direkt in den Betrieben beratend tätig werden („BildungsmultiplikatorInnen“), sowie für jene Personen, die von Seiten der gewerkschaftlichen Interessenvertretung dabei unterstützen („BildungslotsInnen“).

Literatur

BMUKK, BMWF, BMASK & BMWFJ. (2011). Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich. Wien.

Fischell, Marcel. (2012). Qualifizierungsberatung im Betrieb - Entwicklungsstand und Perspektiven. In GEW/ÖGB/ZNP (Hrsg.), Beratungsort Betrieb (S. 12–19). Wien: ÖGB-Verlag.

Irmer, Manon & Lachmayr, Norbert. (2012). Bildungsberatung Österreich: Wer kommt in den Genuss… Im ersten Halbjahr 2012 erreichte Personengruppen. Bildungsberatung im Fokus, 3/2012, 7–9.

Statistik Austria. (2013a). Betriebliche Weiterbildung 2010. Wien: Statistik Austria.

Statistik Austria. (2013b). Erwachsenenbildung. Ergebnisse des Adult Education Survey (AES). Wien: Verlag Österreich.

Statistik Austria. (2013c). Schlüsselkompetenzen von Erwachsenen. Wien: Statistik Austria.



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