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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Anerkennung informellen Lernens – Analyse und Typologisierung ausgewählter Verfahren

Von:
Annen, Silvia; Bundesinstitut für Berufsbildung, Deutschland

Session: 3
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 09:00 - 11:00
Ort: FH Saal D
Typ: Paper



Die Anerkennung informellen Lernens gewinnt national sowie international zunehmend an Bedeutung (vgl. Werquin 2007; Annen/Bretschneider 2011), wobei unter diesem Oberbegriff oftmals höchst unterschiedliche Verständnisse und Verfahren diskutiert werden (vgl. Käpplinger 2007).

Im Rahmen des Beitrages werden zunächst ein Kriterienraster sowie eine Verfahrenstypologie präsentiert, die theoriebasiert entwickelt wurden und einen Rahmen für die Systematisierung und Analyse von Anerkennungsverfahren liefern. Hierauf Bezug nehmend werden exemplarisch die Analyseergebnisse ausgewählter Verfahren vorgestellt und erste Handlungsempfehlungen bezüglich deren Verbesserung und Weiterentwicklung gegeben.

Um den Prozess der Anerkennung informellen Lernens jenseits einer rein deskriptiven Ebene angemessen theoretisch konzeptualisieren zu können, wird eine institutionalistische Forschungsperspektive eingenommen (vgl. Annen/Bretschneider 2009; Annen 2011). Somit bilden neben der Kompetenz- und der Zertifizierungstheorie die Institutionentheorie (vgl. Richter/Furubotn 2010) sowie der Governance-Ansatz (vgl. Altrichter/Brüsemeister/Wissinger 2007) die theoretische Basis der Analyse.

Drei methodische Komponenten bildeten die Grundlage zur Gewinnung der vorgestellten Ergebnisse: Neben einer umfassenden Literaturrecherche wurde eine Dokumentenanalyse durchgeführt. Im Rahmen dieser wurden insbesondere Gesetze, Handbücher, Leitlinien, Qualitätssicherungs-Materialien sowie Leitfäden analysiert. Die Ergebnisse wurden durch 24 leit-fadengestützte Experteninterviews mit zentralen Schlüsselpersonen bezogen auf die untersuchten Verfahren validiert.

Die vorgestellten Ergebnisse wurden im Rahmen meines in diesem Jahr im Fach Sozialwissenschaften an der Universität Köln abgeschlossenen Promotionsvorhabens gewonnen. Innerhalb dessen wurden 14 ausgewählte Verfahren zur Anerkennung informellen Lernens analysiert und bewertet (vgl. Annen 2010). Dies erfolgte auf der Grundlage folgender Kriterien: Zielsetzungen, Kompetenzverständnis, Methoden, Normen und Standards, Akteure, Verfügungsrechte, Verfahrenskoordination sowie Instrumente des Signaling und Screening. Anhand dieser Kriterien wurden zur Systematisierung des Forschungsfeldes innerhalb einer Verfahrenstypologie drei idealtypische Modelle gebildet. Durch die Diskussion und Bewertung bereits entwickelter Typologien wurden bestehende Defizite identifiziert und berücksichtigt.

Im Ergebnis erweisen sich die drei entwickelten Verfahrenstypen als trennscharf. Die interne Homogenität sowie die Konsistenz der Typen ist gewährleistet und die Typologie ist in der Lage, eine große Bandbreite an Verfahren abzudecken und deren Typologisierung zu ermöglichen. Weiter zeichnet sich die Typologie durch ihre theoretische Fundierung und systematische Ausdifferenzierung bezüglich der sowohl die methodischen als auch die institutionellen Aspekte berücksichtigenden Kriterien aus. Daneben wird durch die Analyse der Instrumente des Signalings und Screenings ein für die Gestaltung von Anerkennungsverfahren wesentlicher Aspekt erstmals berücksichtigt und systematisch untersucht.

Im Vortrag sollen exemplarisch die Analyseergebnisse dreier Anerkennungsverfahren vorgestellt werden, die den drei gebildeten Idealtypen besonders gut entsprechen: die französische Validation des Acquis de l‘Experience, das deutsche IT-Weiterbildungssystem und der auf europäischer Ebene angesiedelte Youthpass.

Referenzen

Altrichter, H./ Brüsemeister, T. / Wissinger, J. (Hrsg.): Educational governance: Handlungs-koordination und Steuerung im Bildungssystem. Wiesbaden, 2007.

Annen, S./Bretschneider, M.: Anerkennung informell erworbener Kompetenzen aus bildungs-politischer und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive. In: bildungsforschung. 2009, 6. Jg., Ausgabe 1, S.187–207.

URL: http://www.bildungsforschung.org/index.php/bildungsforschung/article/viewFile/92/94

Annen, S.: Europäische versus nationale Verfahren der Kompetenzermittlung - eine Beurtei-lung aus pädagogischer und ökonomischer Perspektive. In: Münk, D./Schelten, A. (Hrsg.): Kompetenzermittlung für die Berufsbildung: Verfahren, Probleme und Perspektiven im natio-nalen, europäischen und internationalen Raum. Bielefeld, 2010. S.205–220.

Annen, S./Bretschneider, M.: European Inventory on Validation of Nonformal and Informal Learning 2010. Country Report: Germany. Luxemburg, 2011.

URL: http://libserver.cedefop.europa.eu/vetelib/2011/77458.pdf

Annen, S. : Anerkennung informellen Lernens – eine Analyse aus institutioneller Perspektive. In: Thieme, N./Dietrich, F./Heinrich, M. (Hrsg.): Neue Steuerung – alte Ungleichheiten? Münster, 2011. S.137-146.

Käpplinger, B.: Abschlüsse und Zertifikate in der Weiterbildung. Bielefeld, 2007.

Richter, R. / Furubotn, E.: Neue Institutionenökonomik. Eine Einführung und kritische Wür-digung. 4. Auflage. Tübingen, 2010.

Werquin, P.: Terms, concepts and models for analysing the value of recognition programmes. Paris, 2007.

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