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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

pdfBook of Abstracts 2012

 

Abstract

Förderung der Konnektivität des Lernens in Schule und Betrieb durch digitale Technologien: Potenzial und Einsatz von Tangible User Interfaces

Von:
Arn, Christoph; Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB, Schweiz
Aprea, Carmela; Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB, Schweiz
Boldrini, Elena; Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB, Schweiz
Cattaneo, Alberto; Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB, Schweiz
Motta, Elisa; Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB, Schweiz
Sroka, Alicja; Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB, Schweiz

Session: 3
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 09:00 - 11:00
Ort: FH Saal C
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



*Abstract*

_Hintergrund/Kontext/bisheriger Kenntnisstand:_ Eine grundlegende Problematik dualer Berufsbildungssysteme besteht darin, dass es oftmals nicht gelingt, Lernprozesse in Schule und Betrieb so aufeinander zu beziehen, dass die mit der Alternierung der Lernorte intendierten Lerneffekte (Wissensintegration, positive Motivationswirkung) realisiert werden können.

_Zielsetzung/Fragestellung:_ Der Beitrag zielt darauf ab, die Grundidee, Anlage sowie erste Ergebnisse einer vom Schweizerischen Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) geförderten empirischen Studienreihe vorzustellen. Vor dem Hintergrund pragmatischer und kulturhistorischer Rahmentheorien sensu Dewey (1997) und Vygotsky (1962) wird auf der Basis von Ansätzen des «Computer-Supported Collaborative Learning (CSCL)» (z.B. Dillenbourg & Fischer 2007) und der «Human-Computer Interaction (HCI)» (z.B. Dix et al. 2004) der Frage nachgegangen, ob und inwieweit digitale Technologien dabei helfen können, die Kluft zwischen den Lernorten zu überwinden.

_Untersuchungsdesign sowie Datenerhebung und -auswertung:_ Die Studienreihe, in die bislang insgesamt rund 700 Auszubildende verschiedener Berufe (z.B. Logistiker, Zimmerleute, Kaufleute, Köche und Automechaniker) einbezogen wurden, ist als Kombination mehrerer Feldexperimente angelegt. In diesem Rahmen wurden zum einen spezifische Aufgabenstellungen entwickelt und erprobt, bei denen Blogs, Wikis, Headbandkameras und Mobiltelefone dazu dienen, betriebliche Erfahrungen seitens der Auszubildenden zunächst zu dokumentieren und dann einer weiteren Bearbeitung und Reflektion innerhalb schulischer Lernaktivitäten zugänglich zu machen. Zum anderen wurde das Potenzial von Tangible User Interfaces (physische Objekte, die zur Steuerung und zur Interaktion mit dem Computer genutzt werden) untersucht, um das Lernen und Verstehen von komplexen Entscheidungsprozessen und theoretischen Zusammenhängen zu unterstützen. Eine eigens für das Projekt entwickelte Lager-Simulation (so genannte Tinker-Lamps, mit denen z.B. ein Lager für Waren in verkleinertem Maßstab eingerichtet und - im Simulationsmodus - die entsprechenden Warenflüsse veranschaulicht werden können) wurde dafür eingesetzt, Lernenden der Logistik solche Arbeitsprozesse näher zu bringen, mit denen sie in ihrer betrieblichen Ausbildungspraxis gar nicht oder nicht in hinreichendem Umfang konfrontiert werden, die aber dennoch für ein Durchdringen der Domäne von zentraler Bedeutung sind. Auf die Ergebnisse dieser Untersuchung wird im vorliegenden Beitrag schwerpunktmässig eingegangen. Zur Evaluation der Treatments wurden objektive Testaufgaben zu Umfang und Qualität des Wissenserwerbs sowie subjektive Einschätzungen der Lernenden und der Lehrpersonen hinsichtlich der Nützlichkeit und Wirksamkeit des Einsatzes dieser neuen Technologie eingesetzt. Die Daten wurden einer deskriptiven und inferenzstatistischen Analyse unterzogen.

_Erste Ergebnisse:_ Die Analyseergebnisse deuten darauf hin, dass mit dem Einsatz der Lager-Simulation und den damit verbundenen induzierten Lernaktivitäten positive Effekte vor allem im Hinblick auf (a) die Qualität der Wissensintegration sowie (b) auf die Lernmotivation erzielt werden können.

_Berufs- und wirtschaftspädagogische Relevanz:_ Die Befunde sind von Bedeutung für (a) Forschende, die sich mit technologiegestützten, multimedialen bzw. mit auf Konnektivität von Schule und Betrieb ausgerichteten Lehr-Lern-Arrangements beschäftigen sowie (b) Lehrkräfte und Ausbilder, die solche Arrangements zur Unterstützung von Wissenserwerb und Reflektion einsetzen.

*Ausgewählte Referenzen*

Dewey, J. (1997): Experience and Education. (Originalausgabe 1938), New York.

Dillenbourg, P. & Fischer, F. (2007): Basics of Computer-Supported Collaborative Learning. In: D. Euler (Hrsg.): Kooperatives Lernen in der beruflichen Bildung, ZBW Beiheft 21. Stuttgart, S. 111-130.

Dillenbourg, P. & Jermann, P. (2010): Technology for Classroom Orchestration. In: M. S. Khine & I. M. Saleh (Eds.): New Science of Learning: Cognition, Computers and Collaboration in Education. Dordrecht, pp. 525-552.

Dillenbourg, P., Bétrancourt, M., Gurtner, J.-L., Jermann, P., Schneider, D. & Cattaneo, A. (2010): The Dual-T Leading House. Internal Working Paper. Lausanne et al.

Dix, A., Finlay, J., Abowd, G. D. & Beale, R. (2004): Human-Computer Interaction. New York.

Vygotsky, L. S. (1962): Thought and Language. Cambridge, MA.

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