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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

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Poster

Berufsbildung für beeinträchtige Jugendliche - Versuch eines europäischen Transfers Österreich > Malta

Von:
Auer, Marlies; Berufsförderungsinstitut OÖ, Österreich
Niederwimmer, Leonhard; Berufsförderungsinstitut OÖ, Österreich

Paper Session: Postersession
Zeit: Unbekannt
Ort: MAW Großer Saal
Typ: Poster
Downloads:Präsentation als PDF



Eine praxisnahe Berufsausbildung, die sich in den deutschsprachigen Ländern durch die duale Berufsausbildung seit Jahrzehnten bewährt, gilt in vielen EU Berichten inzwischen als probates Mittel um der grassierenden Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken und kann bisweilen auch als Exportschlager innerhalb der EU angesehen werden . Eine praxisbezogene Ausbildung ermöglicht zudem auch mental und kognitiv beeinträchtigten Jugendlichen Chancen, sich nachhaltig am Arbeitsmarkt zu verankern.

Auf Basis der langjährigen Erfahrungen der BBRZ Gruppe in der beruflichen Ausbildung junger Menschen mit Integrationsschwierigkeiten am Arbeitsmarkt exportiert und transferiert das BFI OÖ nun diese Erfahrungen und Erkenntnisse nach Malta. Dabei wird gemeinsam mit MCAST (Maltese College of Arts, Science & Technology) an einer Neugestaltung des bestehenden „PATHWAY to Independent Living“ Programms für mental und kognitiv beeinträchtige Jugendliche gearbeitet.

Dieses Programm bestand bisher aus Ausbildungen in den Breichen Key Skills und Life Skills und relativ unkoordinierten Praktika in Firmen.

Ziel der Neuausrichtung ist es, eine zweijährige praxisorientierte Ausbildung in drei unterschiedlichen Berufsbereichen (Tourismus, Produktion, kaufmännische Hilfsberufe) für bis zu 80 Jugendliche mit Pflichtschulabschluss zu entwickeln und auf Basis des maltesischen nationalen Qualifikationsrahmen (MQF) mit 35 ECVET zu akkreditieren. Die Neuausrichtung des Programms in Richtung Praxisorientierung und Berufsbildung soll einen Berufseinstieg am (auch geschützten) Arbeitsmarkt oder eine eventuelle weiterführende Ausbildung auf Level 1 – 2 laut MQF zu ermöglichen.

Parallel zur Neuausrichtung des Pathway Programms werden in den MQF Entry Level nach Vorbild des britischen NQF implementiert.

Die Implementierung von berufsbildenden Elementen und die Modifikation des bestehenden Pathway Arrangements ist jedoch aufgrund kultureller Unterschiede in den Berufsausbildungssystemen von Diskrepanzen geprägt und in manchen Bereichen daher von ungewissem Ausgang.

Es unterscheidet sich die maltesische Berufsausbildung nur unwesentlich vom britischen System in welchem eine starke Modul- und Levelorientierung sowie eine Abtestung verschiedener, kleinteiliger Qualifikationen im Vordergrund stehen („Assessment Driven Focus“), währenddessen das BFI OÖ mit einem Team an Experten versucht, den Fokus das Programms stärker auf individualisierte und maßgeschneiderte Lernprozesse – gerade für beeinträchtigte Jugendliche - und Arbeitsmarktbezug zu lenken.

Projektdesign der Neugestaltung des Programms von März 2013 – Jänner 2015:

Neben einem engen zeitlichen Rahmen liegt dem gesamten Prozess eine grundlegende Strategieentwicklung für die Erstellung der neuen Syllabi, Curricula Lehrpläne, Lehrmittel, Unterrichts- sowie Lernmaterialien zugrunde. Auch Werkstätten müssen neu etabliert werden.

In der Curriculumsentwicklung wird neben einer starken Kompetenzorientierung in der zielgruppengerechten praktischen und theoretischen Ausbildung auch großer Wert darauf gelegt, grundlegende lebenspraktische Fähigkeiten in den Unterricht mit einzubeziehen.

Dazu werden die Inhalte des sogenannten Life Skills („Daily Living Skills, Citzenship, Personal, Social and Health Education) nicht nur als eigene Inhalte im Lehrplan übertragen sondern auch innerhalb des praktischen und theoretischen berufsbezogenen Unterricht eingebettet. Dasselbe gilt auf für die Key Skills (Mathematik, Englisch, Maltesisch und ICT). Alle Lernziele und Lerninhalte sind auf die Bedürfnisse der Zielgruppe und den maltesischen Arbeits- und Lebensalltag abgestimmt.

In den Prozess der Neugestaltung des Programms ist die enge Kooperation mit den maltesischen AuftraggeberInnen ein wesentlicher Faktor, auf österreichischer Seite arbeitet eine interdisziplinäres Team aus (Sonder)PädagogInnen, BerufsbilderInnen und FachexpertInnen. Ein ständiger Austausch, sowohl persönlich, als auch telefonisch und per e-mail ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Kulturelle Differenzen sowohl in Bezug auf Berufsausbildung als auch in der Arbeitswelt lassen sich nur durch Fragen, Diskussionen, der Aufklärung von Missverständnissen überbrücken.

Zu überprüfen bleiben letztendlich die Ergebnisse der Implementierung. Diese bedürfen einer genaueren Evaluierung in den nächsten Jahren.

Ziel in der Poster Session ist, über den aktuellen Stand der Projektentwicklung Auskunft zu geben, die Curricula und Lernmaterialien vorzustellen und die wesentlichen Erkenntnisse des Entwicklungsprozesses mit Rückkoppelungen für das österreichische Berufsausbildungssystem für beeinträchtigte Jugendliche zu präsentieren.

Leonhard Niederwimmer / Marlies Auer



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