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Abstracts 2012

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Forum 3.3

Der NQR - ein Instrument der inklusiven Bildung? Kompetenzfeststellung und Qualifizierung auf den unteren NQR-Niveaus.

Von:
Kastner, Monika; Universität Klagenfurt, Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, Österreich
Böhm, Jan; Universität Klagenfurt, Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, Österreich
Bock, Marion; Chance B, Gleisdorf
Zürcher, Reinhard; Pädagogische Hochschule Wien, Institut für Forschung, Innovation und Schulentwicklung
Kaufmann, Irmgard; BIKOO - Bildungskooperative Oberes Waldviertel

Session: 3
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 09:00 - 11:00
Ort: MAW - Seminarraum
Typ: Forum
Downloads: Präsentation als PDF



Im Forum werden Lernprozesse von Personen mit einer anderen als einer formalen Bildung in den Blick genommen. Es geht um Verbindungslinien zwischen der Lebenswelt und dem Beruf/dem Alltag. Die neue Lernwelt umfasst in diesem Sinn das außerhalb des formalen Systems stattfindende Lernen. Lernen im Prozess der Arbeit stellt für Nicht-Bildungsbegünstigte eine Lernform mit Potenzial dar. Damit sich dieses Potenzial entfalten kann, müssen zum einen vorhandene Kompetenzen im Sinne von Ressourcen und Lernvoraussetzungen wahrgenommen werden und zum anderen im Prozess der Arbeit (neu oder vertieft) entwickelte Kompetenzen erfasst werden. Die Beiträge in diesem Forum werden thematisieren, warum der NQR inklusiv sein muss, d.h. die unteren Niveaus Beachtung verdienen müssen. Das erscheint den Einreichenden als grundlegend für ein gutes Bildungssystem, in dem der Zugang zum lebensbegleitenden Lernen für benachteiligte Personen und Gruppen durch einen inklusiven NQR geöffnet ist. Gegenstand sind Ergebnisse aus zwei projektbezogenen Entwicklungsarbeiten und ein theoretischer Beitrag:

Projekt NQF Inclusive - Anerkennung und Zertifizierung von berufsbildorientierten Ausbildungen für Menschen mit Behinderung mittels NQR.
Projekt KOMKOM - Kompetenzerweiterung durch Kompetenzerfassung, ein Modellprojekt in Sozialen Integrationsunternehmen zur Entwicklung einer systematischen Form der Kompetenzerfassung mit dem Ziel der Entwicklung von Vorschlägen für die Stufe 1 des NQR

Der theoretischer Beitrag mit dem Titel Das Lernkontinuum: Die Integration der Lernprozesse in Lebenswelt, Schule und Beruf wird durch die Vorstellung eines differenzierten Modells die beiden projektbezogenen Beiträge rahmen.

Berufliche Bildung für Menschen mit Behinderung, Marion Bock
Im EU-Projekt NQF Inclusive – Anerkennung und Zertifizierung von berufsbildorientierten Ausbildungen für Menschen mit Behinderung mittels NQR (www.nqfinclusive.org) wurde ein Modell entwickelt, um beruflichen Basisausbildungen mit Hilfe des NQR eine offizielle Akkreditierung zu ermöglichen. Dafür wurden exemplarisch für drei unterschiedliche Berufsbilder (Koch/Köchin, Pflegehelfer/in, Konditor/in) die Lernergebnisse auf Niveau 1 und 2 des EQR / NQR definiert. Um diese Beschreibung der Lernergebnisse auch für die Teilnehmer/innen dieser Ausbildungen nutzbar zu machen, wurden sie in Leichter Lesen Sprache verfasst. Weiters wurde im Projekt ein Bewertungsverfahren entworfen und getestet, welches es den Ausbildungsteilnehmer/inne/n ermöglicht, die Lernergebnisse in einem ihren Möglichkeiten entsprechenden Setting vor externen Assessor/inn/en zu demonstrieren und unter Beweis zu stellen. Die in diesem Bewertungsverfahren nachgewiesenen Lernergebnisse werden in einem Zeugnis übersichtlich dargestellt, um sowohl für die Absolvent/inn/en als auch für Dienstgeber/innen transparent und verständlich dokumentiert zu sein. Dieser Beitrag zum thematischen Forum zeigt, wie Lernergebnisse auf NQR-Niveau 1 und 2 formuliert werden können. Dabei werden Inhalte des Rahmenlehrplans für den Lehrberuf Konditor/in, die Auflistung der Fertigkeiten und Kompetenzen aus der europass Zeugniserläuterung und die im Projekt definierten Lernergebnisse gegenüber gestellt, wodurch die differenzierte Darstellung einer Ausbildung in Form von Lernergebnissen gut sichtbar wird – ebenso wie die Vorteile, die diese Darstellungsform benachteiligten Lernenden, wie z.B. Menschen mit intellektueller Behinderung, bei der Orientierung vor und während einer Ausbildung bieten kann.

Kompetenzerfassung in Sozialen Integrationsunternehmen, Monika Kastner, Jan Böhm und Irmgard Kaufmann: Im Projekt KOMKOM – Kompetenzerweiterung durch Kompetenzerfassung , ein vom bmukk gefördertes Modellprojekt in Sozialen Integrationsunternehmen, wird eine systematische Form der Kompetenzerfassung entwickelt und davon ausgehend werden Qualifikationen auf Niveau 1 des NQR vorgeschlagen (www.bikoo.at/komkom). Soziale Integrationsunternehmen (SIU) sind in verschiedenen Arbeits- und Lernfeldern aktiv. Aus diesem Grund kann nur ein flexibles Instrument zur Kompetenzerfassung den unterschiedlichen Anforderungen von SIU gerecht werden. Daher wird das Instrument partizipativ, d.h. unter Einbindung von SIU, die bereits eigene Kompetenzerfassungstools einsetzen, entwickelt. Ausgangsbasis hierfür ist im Besonderen die Berücksichtigung des Status quo zur Kompetenzbilanzierung, vor allem von Konzepten für benachteiligte Zielgruppen. Das KOMKOM-Instrument trägt der Lernergebnisorientierung Rechnung und hat damit eine Brückenfunktion zum NQR. Dadurch kann die berufliche Einbindung der Zielgruppe und deren Weiterqualifizierung gefördert werden. Voraussetzung hierfür ist das Ermöglichen von individuellen Erkenntnissen über die eigene Lernfähigkeit, die durch das KOMKOM-Instrument gefördert werden. Im Beitrag werden relevante Erkenntnisse aus der Entwicklungsarbeit referiert.

Das Lernkontinuum: Die Integration der Lernprozesse in Lebenswelt, Schule und Beruf, Reinhard Zürcher: Während Lernprozesse im formalen Sektor gut erforscht sind, finden jene in partiell bis kaum formalisierten Lernmilieus erst in letzter Zeit verstärkte Aufmerksamkeit. Gründe liegen u. a. im wirtschaftlichen Interesse der Nutzung auch informell erworbener Kenntnisse und Fertigkeiten sowie im geplanten Nationalen Qualifikationsrahmen. Die Erforschung gering formalisierter Lernprozesse hat jedoch mit der Schwierigkeit zu kämpfen, dass Begriffe wie Kompetenz oder informelles Lernen nicht eindeutig definiert sind und dass kein praktikables Modell vorliegt, das alle Lernformen konsistent integrieren kann. Im vorliegenden Beitrag wird ein differenziertes Modell vorgestellt, das auf dem Formalisierungsgrad der Merkmale eines Lernprozesses beruht. Es ermöglicht eine genauere Positionierung von Lernprozessen im Lernkontinuum, was mit den bisherigen Kontinua und vor allem mit der einfachen Dreiteilung in informelles, nicht-formales und formales Lernen nicht zu leisten war. Inwieweit dieses Modell auf reale Lernprozesse anwendbar ist, wird anhand von Beiträgen diskutiert, die in diesem thematischen Forum zur Sprache kommen. Sie beschreiben berufsqualifizierende Lernsettings für Personen mit/ohne Pflichtschulabschluss, die sich im späteren Lebenslauf vorwiegend informell weiterbilden. Aus der Interpretation dieser Lernprozesse mit Hilfe des Lernkontinuum-Modells werden wechselseitige Rückschlüsse gezogen und es werden Ansatzpunkte für die Forschung abgeleitet. Zur Darstellung wird eine animierte PowerPoint-Präsentation eingesetzt.

Im Forum soll mit den Teilnehmenden u.a. diskutiert werden, inwieweit die Lernergebnisorientierung eine Brücke zwischen informellem und organisiertem Lernen darstellt (Stichwort: Durchlässigkeit). Außerdem soll die Frage nach dem Selbstverständnis von Arbeitsanleiter/inne/n in Sozialen Integrationsunternehmen und Lehrlingsausbilder/inne/n (und betrieblich: Vorarbeiter/innen) als Erwachsenenbildner/innen gestellt werden. Ziel des Forums ist es überdies, die Lernfähigkeit und Lernbereitschaft von Personen und Gruppen sichtbar zu machen, denen häufig Bildungsferne unterstellt wird. In veränderten Strukturen und unter produktiven Bedingungen können Lernvoraussetzungen und Zugänge für Nicht-Bildungsbegünstigte verbessert werden.

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